WDR-Sinfonieorchester Sehnsuchtsräume in der Philharmonie

Köln · "Kindlichschalkhaft und innig", so beschreibt Gustav Mahler selbst den Charakter seines volkstümlichen Liedes "Rheinlegendchen". In der Kölner Philharmonie singt es Christian Gerhaher mit geschmeidiger Zurückhaltung, die Stimme so perfekt dosiert, kontrolliert und kultiviert, dass Langeweile drohte - wäre da nicht dieser Ausdruck, der dem Lied nicht aufgezwungen wird, sondern einfach so herausfließt.

Auch als Gerhaher in Mahlers fünf Rückert-Liedern endlich einmal aufdreht, sind es vor allem die feinen Schattierungen des makellosen Baritons, die zum gebannten Hinhören zwingen.

Das ans Ende gestellte "Ich bin der Welt abhanden gekommen" gipfelt in einem atemberaubenden Piano von Sänger und Orchester: Allmählich löst sich der Klang auf, und die Violinen des WDR-Sinfonieorchesters (WSO) verdämmern im Nichts.

Am Pult steht der fabelhafte Andris Nelsons, der zuvor schon durch Wagners "Tannhäuser"-Ouvertüre gestürmt ist wie über einen großen Abenteuerspielplatz. Nelsons lässt kein Potenzial unausgeschöpft.

Das gilt auch für die "Große" C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert. Nelsons tut nichts anderes, als jeden einzelnen Punkt dieser Eloge zu unterstreichen. Mit großem körperlichen Einsatz leuchtet er die Sehnsuchtsräume der Sinfonie aus.

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