Kommentar Selbstläufer Jazzfest Bonn

Das Jazzfest Bonn ist gerade fünf geworden, fast im besten Einschulungsalter - und ist doch schon so erwachsen. In kürzester Zeit hat Jazzfest-Chef Peter Materna sein Festival bundesweit als erstklassige Adresse etabliert.

Stars wie die große Soul-Lady Dianne Reeves und die Saxofon-Legende Wayne Shorter, die wunderbaren Kühn-Brüder, die charismatische Youn Sun Nah und der geradezu mystische Nils Petter Molvær haben sich diesmal in Bonn die Klinke in die Hand gegeben. Internationale Stars, die jeder einmal erleben möchte.

Wer echte Entdeckungen machen wollte, wurde ebenfalls in Maternas Programm fündig, das gekonnt die Balance hält zwischen Mainstream und Klassikern auf der einen Seite sowie dem Experiment und dem musikalische Risiko auf der anderen. Überraschungen gab es mit dem rasanten Andromeda Mega Express und Julia Hülsmann, mit dem neuen Projekt der WDR Big Band und der Pianistin Laia Genc, um nur einige zu nennen.

Zehn Abende mit 21 Konzerten an acht Orten. Ausverkaufte Spielstätten. Internationales Niveau und regionale Glanzlichter. Materna hat den Bonnern viel geboten - und sie haben das Festival mit ausgebreiteten Armen aufgenommen. Das Jazzfest ist ein Selbstläufer. So scheint es jedenfalls.

Gibt es etwas auszusetzen? Gewiss gibt es noch Namen, die man gerne in Bonn sähe - Geduld: Materna bastelt ja schon am nächsten Festival 2015. Sicherlich herrscht beim Jazzfest ein Mangel an sehr jungen, experimentellen Jazzern, an offenen Formaten, zum Beispiel Sessions. Aber das größte Problem: Bei einem Festival, das traditionell in Rekordzeit ausverkauft ist, stellt sich die Frage, wie weit es expandieren sollte, um alle Wünsche zu befriedigen. Gelingt das, ohne den Charme zu verlieren, den dieses Bonner Jazzfest fraglos hat?

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