Oper Bonn Sensationelle Dara Hobbs als Isolde

BONN · Diese Bonner "Tristan"-Produktion zum Wagner-Jahr ist schlichtweg überwältigend. Nicht nur, weil Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier mit seinem Beethoven Orchester im Orchester-Graben eine vollkommen pathosfreie, nahezu kammermusikalische Lesart von Wagners narkotisch schwelgerischer, hochkomplexer Orchester-Partitur präferiert.

Sondern weil er - und das ist keineswegs selbstverständlich für einen GMD - mit den Sängern auf der Bühne zu atmen versteht, heißt: dem stimmlichen Ausdrucksvermögen seiner Gesangsprotagonisten unbedingten (und vor allem wortverständlichen) Vorrang vor orchestral wohllautender Fülle zu gewährleisten weiß.

Hier ist Wagner sozusagen im "O-Ton" zu erleben, wobei Bluniers musikalische Vorstellung erstaunlich nahe an Carlos Kleibers psychologisch tiefschürfendem Dirigant liegt. Die eigentliche Sensation des zwar langen, aber zu keiner Minute langatmigen Abends ist Dara Hobbs als Isolde, die bei der Premiere krankheitsbedingt nur mimische Präsenz zeigen durfte.

Bei der zweiten, aber erst recht bei dieser dritten Aufführung konnte Hobbs zu voller Ausdruckskraft auflaufen in dieser über weite Strecken schlüssigen, im dritten Akt zudem beklemmend intensiven Inszenierung von Vera Nemirova. Hier war die dramatische Sopranistin in voller, intensiv eingesetzter Farben- und Gestaltungspracht zu erleben und verhalf so dieser Inszenierung zu einem ungeahnten Publikumserfolg.

Dass man auch auf "Stadttheater"-Basis ein vorbildliches Niveau erreichen kann, zeigt diese Produktion unter Klaus Weises Generalintendanz ganz vorzüglich. Wobei es den Disponenten bislang immer gelungen ist, mehr als überdurchschnittlichen Ersatz für - wie auch immer geartete - "Ausfälle" zu finden. Die an dieser Neuproduktion beteiligten Mitglieder des Bonner Ensembles, Mark Morouse (Kurwenal), Martin Tzonev (König Marke), Giorgos Kanaris (Melot) erwiesen sich stimmlich durchaus als ebenbürtig.

Neben der Isolde von Dara Hobbs war Robert Gambill als Tristan zu erleben, darstellerisch wie stimmlich aufopfernd, allerdings - besonders im dritten Akt - mit zunehmendem Portamento in der Stimme.

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