Verkauf von Andy Warhol Werken Sensationelle Wertsteigerung

NEW YORK · Fortüne am Kunstmarkt, Geld für die Liebe zum Glücksspiel: Der umstrittene Verkauf zweier Werke des amerikanischen Künstlers Andy Warhol hat bei einer Auktion des New Yorker Kunsthauses Christie's deutlich mehr Geld in die Kassen des nordrhein-westfälischen Kasinobetreibers Westspiel gespült als erwartet.

 Gespannte Erwartung im Auktionssaal: Momentaufnahme von der Warhol-Versteigerung bei Christie's in New York.

Gespannte Erwartung im Auktionssaal: Momentaufnahme von der Warhol-Versteigerung bei Christie's in New York.

Foto: dpa

Der silberne "Triple Elvis" und der goldene "Four Marlons", die Westspiel Ende der 70er Jahre für umgerechnet 200 000 Euro beim Züricher Kunsthändler Thomas Amman erstanden hatte, kamen am Mittwochabend in der Christie?s-Zentrale am Rockefeller Plaza nach kurzen Bieter-Wettbewerben inklusive Prämien für insgesamt 151,5 Millionen Dollar (rund 121,7 Millionen Euro) unter den Hammer.

Für Westspiel bleiben laut Christie?s nach Abzug aller Kosten rund 108 Millionen Euro über, fast zehn Millionen mehr als erhofft. Das Geld geht zunächst in die Obhut von NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans, der den Verkauf gestern vehement verteidigte. Rund 80 Millionen Euro sollen später an Westspiel zurückfließen.

Die defizitäre Tochter der landeseigenen NRW-Bank, die zuletzt ein Minus von neun Millionen Euro verbuchte, will damit ein neues Kasino in Köln bauen und bestehende Zocker-Standorte (Bad Oeynhausen, Bremen, Dortmund-Hohensyburg etc.) modernisieren.

Sehr zum Leidwesen weiter Teile der deutschen Kunstszene, die in dem Abverkauf der Elvis Presley und Marlon Brando zeigenden Bilder einen ebenso kurzsichtigen wie frevelhaften Tabubruch sieht. Die jeweils zwei Meter hohen und 1,70 Meter breiten Westspiel-Warhols, einst zwecks optischer Wertsteigerung der Spielbank in Aachen erworben, lagerten zuletzt über Jahre im Tresor.

In der seit Wochen in New York mit medialen Getöse vorbereiteten Versteigerung erteilte Auktionator Jussi Pylkkanen im voll besetzten Saal nicht den ihm persönlichen bekannten Bieter-Vertretern vor Ort ("Laura, höre ich fünf Millionen?") den Zuschlag. Am Ende kamen in beiden Fällen bisher anonym bleibende Käufer zum Zug, die ihre finalen Gebote (73 beziehungsweise 63 Millionen Dollar; ohne Aufschläge) per Telefon platzierten.

Dem Vernehmen soll einer der neuen Besitzer aus Europa kommen. Wie Stephanie Manstein, eine Sprecherin von Christie?s, auf Anfrage unserer Zeitung sagte, sei vorsichtig davon auszugehen, dass mindestens ein Bild "der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird". Ab wann? In Deutschland oder im Ausland? Als Leihgabe in einem Museum? Manstein: "Dazu können wir nichts sagen."

Dass die NRW-Exponate einen insgesamt um rund 20 Millionen Dollar höheren Verkaufspreis als erwartet erzielten, fügte sich in das Bild eines historischen Abends. Bei rund 80 Losen erwirtschaftete Christie?s nach Angaben von Brett Gorvy, dem für Nachkriegskunst und Zeitgenössisches zuständigen Vorsitzenden, mit 853 Millionen Dollar (682 Millionen Euro) den höchsten Tages-Umsatz, der jemals bei einer Auktion zustande kam.

Elf Kunst-Objekte wechselten für jeweils mehr als 20 Millionen Dollar den Besitzer. Für 15 Künstler wurden Verkaufsrekorde aufgestellt. In einem Fall - ein unbetiteltes Werk von Cy Twombly - lag die Schätzung vor der Auktion bei 35 Millionen Dollar. Der Hammer schlug bei rund 70 Millionen zu.

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