Sie ist die Sonne, kein Satellit: Lenas Konzert in der Kölner Lanxess-Arena

Vor 8 000 Fans absolvierte Lena das letzte Konzert ihrer April-Tournee in der Kölner Lanxess-Arena. Neun Auftritte in etwas mehr als zwei Wochen, alle in großen Städten und Riesenhallen, waren eine gute Generalprobe für den Eurovision Song Contest in Düsseldorf.

Sie ist die Sonne, kein Satellit: Lenas Konzert in der Kölner Lanxess-Arena
Foto: Thomas Brill

Köln. Eintagsfliegen haben weniger Gesellschaft. Vor 8 000 Fans absolvierte Lena (Meyer-Landrut) das letzte Konzert ihrer April-Tournee in der Kölner Lanxess-Arena. Neun Auftritte in etwas mehr als zwei Wochen, alle in großen Städten und Riesenhallen, waren eine gute Generalprobe für den Eurovision Song Contest in Düsseldorf.

Lena, die am 23. Mai 20 wird, strafte all jene Lügen, die ihr nach dem Triumph in Oslo 2010 nur eine kurze Halbwertszeit als Star prophezeit hatten. Und sie bewies, dass sie weit davon entfernt ist, sich in eine austauschbare Kunstfigur zu verwandeln. Schließlich gelang ihr etwas Außergewöhnliches. Sie war, anders als noch beim Tourneeauftakt in Berlin, Mittelpunkt und Kraftzentrum auf der Bühne der Lanxess-Arena: eine Sonne, kein Satellit. Reifeprüfung bestanden.

Das erscheint nicht selbstverständlich, denn es gab das volle Programm: XXL-Bühne, Background-Sängerinnen und Tänzerinnen, Geigen und Posaune, eine selbstbewusste Band. In diesem von Profis abgesteckten Rahmen bewegte sich Lena ungezwungen, lässig und unbekümmert. Sie ist das attraktivste öffentliche Gesicht Deutschlands seit der Sommermärchen-Fußball-WM 2006, und das überträgt sich aufs Publikum.

Lena hat viel gelernt in den vergangenen Wochen, der Perfektionismus-Virus à la Madonna hat sie aber zum Glück verschont. Die Sängerin in Schwarz und mit anfangs hochgesteckten Haaren bevorzugte im Konzert ein bisschen Beinarbeit und sparsame Gesten, auch beim Tanzen verausgabte sie sich nicht. Ihre auf zwei Leinwänden ins Überlebensgroße gesteigerte Show präsentierte die meisten Songs ihrer bisher zwei Alben. Die Band peppte den Retro-Disco-Sound auf, injizierte auch den schwächeren Songs Leben, es war sehr laut in der Arena.

Das Publikum, in der Mehrzahl noch nicht wahlberechtigt, umrahmte Lenas "At All" mit einem Lichtermeer, da erschien die Kölner Vielzweckhalle fast als magischer Ort. Die Menschen vor der Bühne nahmen auch die interaktiven Angebote gerne an und sangen mit, wenn Lena darum bat. Zur Vorstellung eines neuen Songs schoben hilfreiche Geister ein Sofa auf die Bühne, auf dem drei Auserwählte aus dem Publikum Platz nehmen durften. Das werden sie so schnell nicht vergessen.

Lena spielt natürlich (noch) nicht in der Adele- und Amy-Liga. Aber sie meisterte die Ballade "Mr. Curiosity" mit berührender Intensität. Danach bat sie wieder zum Tanz, zusammen mit ihren Musikern rekonstruierte sie den Sound der siebziger Jahre, den ihr Mentor und Komponist Stefan Raab so liebt. "Satellite" ließen sie richtig rocken, das war einer der Höhepunkte des Konzerts.

Genauso wie "Push Forward" und "Good News". Natürlich kulminierte der Abend in unserem Song für Deutschland: "Taken By A Stranger". Das Lied sei "das moderne Peter und der Wolf?", sagt Stefan Raab. Hier spricht Lena als ein Wesen, das von dunklen Ahnungen zerrissen ist. Von Gefahr ist die Rede und von Verführung. Im Konzert erzählte das melodielose, aus elektronischen Klangbausteinen konstruierte Stück eine spannende, anspielungsreiche Geschichte.

Musikalisch sehr zeitgemäß und sexy dargeboten. Die Konkurrenz beim Song Contest wird dagegen ziemlich alt aussehen. Zum Abschluss kamen Konfetti-Kanonen zum Einsatz, und Lena war gerührt: "Da muss ich fast weinen." Als das ganze Tournee-Team auf die Bühne kam, gab es kein Halten mehr. Tränen flossen.

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