Literaturprojekt in Bonn Sieben Bücher, sieben Juroren und eine Stadt, die liest

Bonn · Das Literaturhaus startet das Projekt „Bonn liest ein Buch“. Der General-Anzeiger ist als Medienpartner dabei. Was jetzt passieren soll:

Sie ist die Vorsitzende der Bonner Jury: Autorin Sabine Trinkaus.

Foto: Literarische Agentur Kossack

Drei und vier Raben sind sieben Stück – von sieben Raben bringt einer Glück. Diese alte Sentenz ließe sich abwandeln für ein neues Projekt des Bonner Literaturhauses. Aus sieben Büchern wählen sieben Juroren dasjenige aus, welches auf die ganze Stadt ausstrahlt. „Bonn liest ein Buch“ lautet der Name des ambitionierten Formates, dessen Schirmherrschaft Oberbürgermeisterin Katja Dörner übernommen hat. Zuschüsse kommen sowohl von der Stadt Bonn als auch vom Deutschen Literaturfonds. „Wir machen die Kommunikation in diesem Projekt“, erklärt Almuth Voß, Programmleiterin des Bonner Literaturhauses. „Und wir wünschen uns, dass viele andere Initiativen in Bonn eigene Ideen haben und diese einbringen.“ Als Medienpartner begleitet der General-Anzeiger die Aktion.

Unter dem Jury-Vorsitz der Autorin Sabine Trinkaus haben sieben Juroren ihre eigenen Vorschläge (siehe Infokasten) eingebracht. „Mir war wichtig, dass wir als Literaturhaus nichts über das Projekt stülpen“, sagt Voß. Einzige Vorgabe für die Romane war, dass es sich um deutschsprachige und zeitgenössische Titel handeln sollte. Zur Jury gehören Eva Blömer (Kulturmanagerin), Birgit Christian (Lesezirkel Meckenheim), Maryam Gardizi (Deutschlehrerin), Sylvia Gladrow (Stadtbibliothek Bonn), Dietmar Kanthak (Feuilleton-Chef und stellvertretender Chefredakteur des General-Anzeigers), Philipp Seehausen (Unsere Buchhandlung am Paulusplatz) sowie Barbara Ter-Nedden (Parkbuchhandlung Bad Godesberg).

Am Mittwoch, 23. Juni, soll das „Gewinner-Buch“ bekannt gegeben werden. Wenig später möchte das Literaturhaus mitteilen, wann und wo welche Veranstaltungen ab September das Projekt mit Leben erfüllen sollen. Aufgrund der Corona-Lage ist auf Sicht allerdings keine Veranstaltungsform in Stein gemeißelt. Neben Lesezirkeln ist auch eine Variante des „Literarischen Quartetts“ angedacht, etwa als Quintett, und natürlich mit kontroversen Positionen der Diskussionsteilnehmer. „Wir wollen außerdem Bücher physisch kursieren lassen“, kündigt Almuth Voß an. „Von Leser zu Leser inklusive einem Notizbuch für Kommentare.“

Künftig ein Zwei-Jahres-Rhythmus

Den Anstoß für das neue Projekt des Bonner Literaturhauses gab Eva Blömer, die auch die Veranstaltungsreihe „Literatur in den Häusern der Stadt“ organisiert. Vergleichbare Aktionen wie „Bonn liest ein Buch“ existieren in anderen Städten bereits seit Jahren, zum Beispiel in Köln. Voß kann sich für die Zukunft einen Zwei-Jahres-Rhythmus vorstellen. „Das Ganze muss wachsen und es müssen viele mitmachen – Schulen, Bibliotheken, Organisationen. Wir haben das nicht als einmalige Sache geplant.“

Einmalig wird jedoch die mehrfach verschobene Begegnung zwischen dem Bonner Virologen Hendrik Streeck und der Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger sein; Anlass ist Streecks aktuelles Buch „Hotspot“. Neuer Termin ist am 2. Juli im Beueler Brückenforum (19.30 Uhr). Mit Publikum oder als Live-Stream? Dazu Voß: „Hoffentlich analog, eventuell hybrid.“ Also möglichst mit Zuhörern im Saal, möglicherweise ohne. Dann würde es wieder mal über den Computerbildschirm laufen.