Harmonie in Endenich "Sixties United" spielten vor ausverkauften Haus

BONN · Es war eine gemeinsame Reise in die Hippie-Zeit: Mit tosendem Applaus begrüßte das Publikum die Musiker von "Sixties United" am Samstagabend auf der Bühne. Mit Songs von Bob Dylan, den Beatles und den Rolling Stones brachte die Bonner Band die Zuhörer in der ausverkauften Harmonie zum Tanzen.

Vor mittlerweile fünf Jahren hatte die Sängerin Bea Tradt zahlreiche Rock- und Popmusiker um sich geschart, die bereits in den 60er und 70er Jahren in der Bonner Musikszene aktiv waren. "Mittlerweile spielen alle Mitglieder in anderen Bands, arbeiten und haben nicht mehr so viel Zeit. Da treffen wir uns nur vor den Gigs", erklärt Bea Tradt. "Dann müssen die Lieder sitzen."

Und das taten sie auch. Die 14 Altrocker zeigten, was sie können, spielten in wechselnden Formationen die Hits von damals. Wie immer traten sie ohne Gage auf. Der Spaß soll im Vordergrund stehen, denn Kommerz und Konsum gehörte schon damals nicht zum Lebensgefühl echter Hippies.

Die Einnahmen der Konzerte gehen an Bonner Einrichtungen, diesmal an den Bunten Kreis, der sich für schwerstkranke Kinder und ihre Familien einsetzt. Auch das Publikum war großzügig. So enthielt das durch die Reihen gehende Sparschwein am Ende des Abends rund 600 Euro weitere Spenden.

Durch die Tür der Harmonie schienen die Besucher tatsächlich in eine andere Zeit zu treten. Viele hatten ihre Stirnbänder, bunte Kleider und Friedenszeichen wieder ausgegraben, um dem Gefühl der 60er und 70er Jahre nah zu kommen. Wem es an passendem Schmuck oder Kleidung fehlte, der konnte sein Outfit noch während des Konzerts aufbessern. Der Hippie-Markt bot selbstgefertigte oder gesammelte Kleidungsstücke.

"Es sieht alles so bunt und fröhlich aus", sagte Julia Ellermann, während sie auf dem Verkaufstisch stöberte. Die 17-Jährige trug eine bunte Bluse mit Blumen, die sie beim letzten Konzert gekauft hatte. "Ich kann die Faszination der Hippie-Zeit gut nachvollziehen", sagte sie.

Auch die Stimmung erinnerte an die Flower-Power-Zeit. Ausgelassen, harmonisch, ohne Drängeleien. Im dichten Gedränge an der Bühne oder weiter hinten schunkelnd und mit einem Kölsch in der Hand - das Publikum war offenkundig zufrieden. Am Ende des Abends bedauerten es viele, die Stirnbänder abzunehmen und bis zum nächsten Konzert wieder im Schrank zu verstauen.

"Rückblickend erscheint mir die Hippie-Zeit so viel bunter", sagte Bea Tradt. Für die Sängerin hängen an jedem Titel Erinnerungen, und sie genießt es, ab und zu in der Vergangenheit zu leben.

Besucher-Stimmen

Sieglinde Marga: "Das ist einfach unsere Musik. Ich bin damit groß geworden und erinnere mich gerne an meine Jugend."

Monica Lucas: "Auch heute steckt noch ein echter Hippie in mir. Ich verbinde so vieles mit dieser Zeit: damals habe ich meinen Mann kennen gelernt, viele Konzerte besucht und war einfach glücklich."

Christian Kornmesser: "Es ist wie ein Treffen mit alten Freunden. Die Bonner Szene war bunt, gut gelaunt und musikalisch - es ist schön, ab und zu nostalgisch zu sein."

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