Sjaella mit entwaffnender Leichtigkeit im Arithmeum
BONN · Sjaella, das sind: Marie Charlotte, Feli, Helene, Viola, Marie und Franzi. Das Leipziger Vokalsextett ist eine der ungewöhnlichsten Formationen in der A-capella-Szene: rein weiblich und, dank einer famosen Kontraaltistin, reich an (stimmlichem) Umfang.
Im Arithmeum, im Rahmen der Reihe "concerto discreto", gab die Girls-Group der besonderen Art ein eindrucksvolles Gastspiel. Markenzeichen der Sängerinnen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren ist ihre stilistische Wandlungsfähigkeit.
Ob ein "Salve regina" des Zeitgenossen Javier Busto, das "verlassene Mägdelein" von Distler, ein polnisches Weihnachtslied oder "Drive My Car" der Beatles, alles gelingt mit einer entwaffnenden Leichtigkeit und Fremdsprachengewandtheit sowie einer gehörigen Portion Charme. Die Performance des Sextetts lebt von einer Unbekümmertheit, die (noch) nicht Pose geworden ist, der Gesang hingegen klingt bemerkenswert ausgereift.
Kein Wunder, man singt seit Kindertagen zusammen. Leichtfüßig gelang das "Hosanna" des schwedischen Komponisten Knut Nystedt. Sjaella (im Skandinavischen so viel wie "Seele") knüpfte aus den kleinen Motiven ein wunderbar durchsichtiges Gewebe. Pure Klangschönheit erlebte man in Duruflés "Tota pulchra es", bezaubernd klang Bresgens "O du stille Zeit", aber auch Stings "Valparaiso".
Feinen Swing bot man mit "Diamonds Are A Girls Best Friend", Brasilienflair mit "Mas que nada". Sparsam, aber wirkungsvoll: kleine Choreografien. Zu Beginn des bekannten "Il est bel et bon" etwa tuschelten sich die Sängerinnen (in der Rolle von tratschenden Weibern) den Text zu: ein hinreißender Einfall.