Philharmonischer Chor So eindrucksvoll wird selten gejauchzt und frohlockt

Bonn · Der Philharmonische Chor der Stadt Bonn stimmt in St. Marien unter Leitung von Paul Krämer Bachs Weihnachtsoratorium an.

Um mal ganz ehrlich zu sein: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach wird alle Jahre wieder so häufig aufgeführt, man kann es fast nicht mehr hören. Doch inmitten all dieser inflationären Weihnachtsoratoriumsseligkeit widmete sich der Philharmonische Chor der Stadt Bonn in St. Marien dem ersten Teil von Bachs weihnachtlichem Hit und am Ende kam man nicht umhin zu konstatieren: So musiziert kann man dieses Werk gar nicht oft genug hören.

Am Pult stand nicht Thomas Neuhoff, sondern Paul Krämer, der ab Sommer 2016 dessen Nachfolge übernehmen wird. Es war ein Einstand nach Maß, den Krämer ablieferte. Neuhoff hat den Chor in jahrelanger Arbeit zu einem ausgezeichneten Klangkörper geformt und der gerade einmal 25-jährige Krämer besitzt augenscheinlich das Format, dieses verpflichtende Erbe fortzuführen.

Das zeigte sich schon beim Eingangschor der ersten Kantate: So eindrucksvoll wurde wohl selten frohlockt und gejauchzt, da konnten sich selbst die im Angesicht des Publikums sitzenden Solisten ein Lächeln nicht verkneifen. Krämer sorgte für frische Tempi und einen packenden Zugriff, der wirklich dazu verführte, ja geradezu danach verlangte mitzufiebern. Als Orchester hatte er mit dem Concerto con Anima natürlich ein ideales Medium, das mit feinnervigem, sensiblem und mitreißendem Spiel aufwarten konnte.

Das hatte eine geradezu ansteckende, sogartige Wirkung, nicht zuletzt auf den Chor, der mit einer überragenden stimmlichen Präsenz aufwarten konnte. Da zeigten sich wirklich alle Tugenden, die man von einem Chor mit dem Niveau des Philharmonischen Chores erwarten darf: vor allem eine genaue sprachliche Diktion, die nicht zuletzt extrem präzise gesetzte Konsonante und Absprachen beinhaltete, und eine blitzsaubere Intonation.

Nur im Schlusschor der dritten Kantate wirkten einige Einsätze ein wenig müde. Die Solisten waren durchweg hervorragend, wenn man einmal von dem Arie "Herr, dein Mitleid" in der dritten Kantate absieht, bei der Annika Boos und Erik Sohn sich untereinander und mit dem Continuo nicht immer über das Tempo einig waren. Doch hinterließen sie grundsätzlich keinen schlechteren Eindruck als ihre Kollegen Tobias Hunger mit seinem fülligen und doch schlank geführten Tenor und Ruth Volpert, die mit ihrer traumhaft schönen Altstimme zu bezaubern wusste.

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