Literarisch-musikalisches Programm im Ballsaal "So glücklich wie mit einer Frau"

Wenn in Kurt Schwitters "Scherzo" aus seiner "Ursonate" der formale Aufbau - wie das Trio im Mittelteil - im "Silbengezwitscher" hörbar wird, haben die Künstler alles richtig gemacht.

Das Ensemble Kontraste (Michael Neuhalfen an der Klarinette und Berthold Wicke am Klavier) mit Sophie Moser (Violine) und Bettina Marugg (Rezitation) konnten im Theater im Ballsaal kaum einen stimmigeren Einstieg finden, um sich mit "Iluminations oder Ich ist ein anderer" auf eine Reise zu begeben und den Wechselwirkungen von Dichtung und Musik nachzuspüren.

Die letzte Zeile von Arthur Rimbauds "Empfindung" - "Durch die Natur - so glücklich wie mit einer Frau" - ging vielsagend über in Debussys "Prélude à l'Après-Midi d'un Faune" in der Triofassung von Michael Webster. Auch Rimbauds expressionistisch düsteres Gedicht "Ophelia" konnten die Zuhörer im anschließenden "Après un rève" von Fauré in der Fassung für Violine und Klavier von Pablo Casals auf sich wirken lassen.

Weitaus schauriger wurde es mit Rimbauds "Nacht der Hölle" aus "Aufenthalt in der Hölle". Marugg sprach so ausdrucksvoll, dass einem Angst und Bange werden konnte. In diesem Kontext spielte Moser vom Teufelsgeiger Niccolò Paganini die Caprice Nr. 24 mit solcher Geschmeidigkeit, dass es eine pure Freude war.

Die wahre Sprachvirtuosin zeigte sich in den "recitations for solo voice" (1977/78) von George Aperglis (geb. 1945). Der Text spielt mit ständigen Wiederholungen, die Marugg mit unterschiedlicher Dynamik und Stimmlage in immer wieder neues Licht tauchte. Neuhalfen überzeugte dazu mit "Abime des Oiseaux" aus Messiaens "Quatuor pour la Fin du Temps" für Klarinette solo und spielte auch Poulencs späte Sonate, insbesondere den letzten Satz mit viel Drive.

Das "Schlusswort" gehörte Moser mit "Tzigane" von Ravel für Violine und Klavier. Als Zugabe - Trio mit Gesang - gab es noch Piazzollas "Oblivion". Herzlicher Applaus.

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