Premiere im Opernhaus So ist die Salieri-Oper in Köln

Köln · In Köln gastiert Salieris komische Oper „La Scuola de' Gelosi“. Wir haben die turbulente Inszenierung von Jean Renshaw im Staatenhaus besucht.

 Witz, Charme und Spielfreude: Ensembleszene aus Antonio Salieris komischer Oper „La Scuola de' Gelosi“.

Witz, Charme und Spielfreude: Ensembleszene aus Antonio Salieris komischer Oper „La Scuola de' Gelosi“.

Foto: Hans Jörg Michel

Nein, Antonio Salieri hat Mozart nicht vergiftet, auch wenn sich diese Legende hartnäckig hält. Er hatte gar keinen Grund dazu, konnte ihm doch der sechs Jahre jüngere Kollege die Erfolge auf Dauer nicht streitig machen. Salieris komische Oper „La Scuola de' Gelosi“ etwa, 1778 in Venedig uraufgeführt, trat unmittelbar danach ihren Triumphzug durch ganz Europa an.

Im Köln der Gegenwart gastiert die zwei Jahre alte, sehr unterhaltsame Originalproduktion des Theaters an der Wien. Jean Renshaws Inszenierung verwandelt Saal 3 des Staatenhauses in eine „Schule der Eifersucht“, wo sich alles um der Liebe Lust und Leid dreht – und das ist wörtlich zu verstehen: Wie in einem gigantischen Mixer dreht sich auf der Bühne (Christof Cremer) eine Wand mit mehreren einzeln beweglichen Elementen.

Auf der einen Seite räkelt sich ein nackter Jünglingstorso, auf der anderen Bouchers üppige Louise O'Murphy. Das Wichtigste an dem Karussell sind jedoch die drei Türen, die als bewährtes Komödieninventar fortwährend geöffnet, zugeknallt, verbarrikadiert, durchschlichen und behorcht werden.

Drei Paare, drei Stände

Drei Paare aus drei Ständen sind es, die ihre Gelüste und Eifersuchtsanfälle durch allerlei Irrungen und Wirrungen in den Griff zu bekommen suchen: Graf und Gräfin Bandiera, Getreidehändler Blasio und seine Gattin Ernestina als Vertreter des Bürgertums sowie das muntere Dienerpärchen Lumaca und Carlotta. Dazu kommt mit dem Leutnant ein Freund des Grafen, der im munteren Treiben die Fäden zieht und die für die italienische Oper des 18. Jahrhunderts typische Siebenzahl komplettiert.

Im Libretto von Caterino Mazzolà nicht vorgesehen ist die achte Figur auf der Bühne: Mit dem buffonesk agilen Tänzer, der das Geschehen körpersprachlich kommentiert und konterkariert, bringt Jean Renshaw noch mehr Bewegung in ihre ohnehin alles andere als statische Inszenierung. Die Situationskomik funktioniert, wirkt aber bisweilen auch übersteuert. Wenn zum Beispiel am Ende des ersten Akts die ganze närrische Belegschaft mit Wischmop-Perücken, Bügelbrett und Staubsauger hantiert und sich dabei in den überlangen Ärmeln ihrer Zwangsjacken verheddert, ist das ein bisschen zu viel.

Selbst Goethe war Salieri-Fan

Natürlich ermüdet das ewige Herumgebalze und Intrigieren des Librettos auf Dauer, aber da ist ja auch noch die Musik. Immer wenn es langweilig zu werden droht, kommt rechtzeitig eine Arie, die aufhorchen lässt. Oder eines dieser Quintette, die schon Salieri-Fan Goethe als „anbetungswürdig“ empfand. Dirigent Arnaud Arbet leitet das kammermusikalisch besetzte Gürzenich-Orchester zu erfrischendem Musizieren an, der Klang ist stets transparent und differenziert.

Das junge Ensemble agiert mit Witz, Charme und unbändiger Spielfreude, und auch gesanglich gibt es nicht viel zu meckern. William Goforth ist der Schürzenjäger-Graf, dessen Tenor in der Galeriearie strahlt, aber im Piano auch lyrische Qualitäten offenbart. Den Part der Gräfin vergoldet Kathrin Zukowski mit weichem Sopran; ihre Arie im zweiten Akt gehört zu den Augenblicken des Innehaltens, wo die liebestollen Pappkameraden auf einmal zu tragischen Figuren mit Tiefe mutieren.

Auch dem verzweifelt eifersüchtigen Blasio (beweglich: Matteo Loi) hat Salieri solche stillen Momente der Charakterzeichnung zugestanden. Alina Wunderlin ist eine kecke Ernestina, deren heller Sopran die Koloraturen klar und sicher definiert, Anton Kuzenoks schlanker Tenor hat in der Rolle des Leutnant nicht immer genügend dramatische Durchsetzungskraft.

Ein Erlebnis ist das Buffoduell zwischen Diener und Kammermädchen: Matthias Hoffmanns Lumaca verfügt über einen kernigen Bass und viel komische Bühnenpräsenz, an der Carlotta von Arnheidur Eiríksdóttir kommt in der Eifersuchtsschule keiner vorbei: Mit Körpereinsatz und Mezzo-Parlando hat Carlotta ihre Herrschaften genauso gut im Griff wie Staubwedel und Bügeleisen.

Die nächsten Vorstellungen: 4., 6., 13. und 18. April. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops des General-Anzeigers.

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