Vibrierende Sounds So war das Konzert von Jamiroquai in Köln

Köln · Indianer im Weltall: Frontmann Jay Kay und seine Band begeistern 7000 Fans in der Lanxess-Arena.

Jay Kay, seine fünf Musiker und die drei Backgroundsängerinnen sind voll auf einer Linie, haben in diesem Moment den perfekten Groove: „Dance yeah, hey nothing left for me to do but dance off these bad times, I'm going through just dance, hey got canned heat in my heals tonight, baby”, singt der Frontmann der britischen Band Jamiroquai, während die Musik ihn umpulst und umfließt, flickert und funkelt, perlt und plockert. Für 7000 Fans in der Lanxess-Arena fühlt sich das Dienstag an, als seien sie Teil eines gigantischen Kraftwerks. Es pumpt ihnen Energieglut in die Venen, es lässt ihre Körper zucken, badet sie in Ströme von Schweiß und Glückselikeit.

Natürlich kann man denken, dass der dickliche Typ im Trainingsanzug mit dem futuristischen Kopfschmuck, der aussieht, als habe man ihn aus Plastik-Eiszapfen zusammenmontiert, die abwechselnd blau und grün und weiß aufleuchten, ein Spinner ist. Und berühmte Irokesen-Chiefs wie Levi Deskareh, Ely Samuel Parker oder Hiawatha würden das vermutlich auch tun. Aber das, was der 49-jährige Brite, der der Erzreligion des nordamerikanischen Indianerstamms anhängt, sich da zusammen spinnt, ist verdammt gut.

Funk und Soul trifft Jazz

Die Tage, in denen in Discos Land auf und Land ab Jamiroquai-Hits wie „Space Cowboy“, „Cosmic Girl“ oder eben „Canned Heat“ spielten, sind zwar längst vorbei, aber die vibrierende Melange aus Funk, Soul, Jazz und Elektro ist noch immer dazu angetan, aus jeder Halle einen veritablen Dancefloor zu machen. Optisch ist der einstige Frauenschwarm zwar ziemlich aus dem Leim gegangen, aber er schont sich kein bisschen. Höchstens beim traumschönen „Corner of the Earth“ (2001), das mit der Leichtigkeit des Girls von Ipanema dahertänzelt – schade nur, dass hier, wie überhaupt beim ganzen Konzert, kein Bläser zum Einsatz kommt.

Davor kann die Band mit Musikern punkten, die es verstehen, punktgenau und pulvertrocken Bassakzente zu setzen oder eine Gitarre so zu spielen, als sei das hier eigentlich ein Rockkonzert. Die dynamische Damenriege jedoch toppt alles – hier machen drei Ladys voller Elan, Stimmgewalt und Lebensfreude durchgängig Party. Ein taufrisches Trifolium, so zauberisch gut, dass das fast schon Magie ist. Dagegen würden die Hexen von Eastwick, auf eine Bühne gebeamt, verdammt alt aussehen.

Mit dem Intro „Shake It On“ haben die Jam-Irokesen eine aktuelle Nummer (vom 2017 erschienenen Album „Automaton“) im Gepäck, dabei belassen sie´s dann aber auch. Der Rest des zweistündigen Abends blickt weiter zurück, in die Jahre 2010, 2005 und 2001, bis in die 1990er. Optisch wird das begleitet von Bildern, die an ein galaktisches Kaleidoskop erinnern, mit rot aufblinkenden Pyramiden, Turbinen und Quadraten. Wer nach „Love Foolosophy“ noch auf eine Zugabe gehofft hat, sieht sich leider enttäuscht. Danach hat Jay Kay sein Pulver verschossen. Zeit, den Federschmuck (im Publikum sieht man diverse Träger) abzunehmen und nach Hause zu gehen.

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