Lanxess Arena So war das Konzert von Revolverheld in Köln

KÖLN · Revolverheld verwandeln die Lanxess Arena in Köln in einen Konzertclub. In mehr als zwei Stunden gibt es einen feinen Querschnitt aus den mittlerweile fünf Studioalben.

 Bescheiden geblieben: Johannes Strate.

Bescheiden geblieben: Johannes Strate.

Foto: Thomas Brill

„Wir haben uns ein paar Jahre Zeit gelassen, wir waren im letzten Jahr nur auf einem Mini-Mini-Konzert hier“, sagt Johannes Strate. „Insgesamt haben wir so 15-mal in Köln gespielt, und wenn man, bis auf das letzte Mal in der Arena, alle Konzerte zusammensetzen würde, dann waren es immer noch weniger Leute, als heute hier sind – dafür könnten wir wahrscheinlich 25-mal im Gloria spielen.“

So ganz stimmt das nicht, was der Revolverheld-Sänger und -Gitarrist da zusammenrechnet. Denn beim zweiten Arena-Gastspiel sind „nur“ 8000 Fans da – und für 25 Gigs im kleinen Club in der Kölner Apostelnstraße müssten es 10.000 sein. Mindestens. Was der 39-Jährige sinngemäß meint, kommt trotzdem gut rüber: Die Band aus Hamburg legt immer noch Bescheidenheit an den Tag und freut sich umso mehr über ihren zweiten Kölner Großauftritt.

Wer das Quartett, das auf der Tour von Bassist Chris Rodriguez und Keyboarder Arne Straube sowie den Backgroundsängerinnen Jemma Endersby und Laura Bellon begleitet wird, erlebt, kommt trotzdem in den Genuss einer clubartigen Atmosphäre. Die Ränge unter der Decke sind abgehängt, zeitweilig wird aus der Hauptbühne etwas, das Strate liebevoll „unser kleines Kasperletheater“ nennt. Das ist dem akustischen Teil vorbehalten. Vorher rauscht, sehr effektvoll, nach kompletter Verdunklung, noch ein goldfarbener Seidenvorhang hernieder, weiche Wellen schlagend, als sei er aus flüssigem Metall. Das ist dann großes Kino. Um sogleich zurück ins Knuddlige zu switchen.

Auf „dem Teppich aus dem Keller von meiner Oma“, zu Füßen von Strate, Kristoffer Hünecke und Niels Kristian Hansen (beide Gitarre) und Jakob Sinn (Schlagzeug), darf eine Schar Fans Platz nehmen. Alle weiblich? Fast. Ein Quotenkerl ist dabei. Vier Stücke, von „Spinner“ über „Sommer in Schweden“ und „Unsere Geschichte ist erzählt“ bis „Halt dich an mir fest“ währt das Glück des Ganz-nah-dabei-sein-Dürfens.

Wobei der letzte Song im Duett mit Endersby wohlige Schauer verursacht. In mehr als zwei Stunden gibt es einen feinen Querschnitt aus den mittlerweile fünf Studioalben der Nordlichter. Der ist absolut familientauglich: Die Altersspanne im Publikum reicht von sieben bis 70. Die Sportlichen können rote und weiße Riesenballons in die Höhe pritschen, die Gefühlvollen „Ich lass’ für dich das Licht an“ Wort für Wort mitsingen, für die Tanzwütigen gibt es allerspätestens bei „Lass uns gehen“ kein Halten mehr. Der Publikumswunschtitel des Abends heißt „Hamburg hinter uns“, beim „Liebe auf Distanz“-Duett mit Antje Schomaker auf einem der oberen Ränge wird’s im Zugabenteil noch einmal ganz gefühlvoll. Was man aber nur hören und auf der Leinwand miterleben kann – durch all die Smartphones ist die Sicht gleich null.

Da wäre ein Ausflug in den Innenraum besser gewesen.

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