Im Uniclub So war das Weihnachtskonzert der Bonner Opernfreunde

Bonn · Nicht allein Besinnliches hatte das traditionelle Weihnachtskonzert der Bonner Opernfreunde im Uni-Club zu bieten. Eine Führungsrolle kam Mezzosopranistin Emma Sventelius zu.

 Emma Sventelius (von links), Yannick Muriel Noah, Boyan Di, Benedict Kearns und Tobias Schnabel beim Weihnachtskonzert.

Emma Sventelius (von links), Yannick Muriel Noah, Boyan Di, Benedict Kearns und Tobias Schnabel beim Weihnachtskonzert.

Foto: Dilbat/Opernfreunde

Die Mezzosopranistin Emma Sventelius hat sich gerade erst im neuen Bonner „Rosenkavalier“ in der (Hosen-)Rolle des Oktavian dem Publikum eindrucksvoll als Neuzugang im Ensemble vorgestellt. Beim traditionellen Weihnachtskonzert der Bonner Opernfreunde am Montagabend im Uni-Club kam ihr nun sogar schon eine Führungsrolle zu: Sie schritt an der Spitze einer kleinen Prozession, die aus vier Kerzen tragenden Sängerinnen und Sängern sowie einem Pianisten bestand, und geradewegs zur Bühne führte. Dazu intonierte sie a cappella und solo das hübsche, aus ihrer schwedischen Heimat stammende  Lied „Betlehems Stjärna“: ein stimmungsvolles Präludium zu einem Konzert, das aber nicht allein Besinnliches zu bieten hatte.

Schon die ungewöhnliche Geschichte des Weihnachtsliedes „O Tannenbaum“, die der Bassist Tobias Schnabel präsentierte, führte in eine eher nicht-weihnachtliche Richtung. Schnabel klärte am Klavier sitzend mit Humor und tief dröhnender Sprechstimme darüber auf, dass es sich ursprünglich um ein Studentenlied gehandelt habe. Zeilen wie „O Mägdelein, o Mägdelein, wie zart ist Dein Gemüte“, mögen schon andeuten, dass in diesem Lied die „grünen Blätter“ eher von nachrangigem Interesse sind. Schnabel animierte das Publikum erfolgreich, in einige der Strophen beider Versionen mit einzustimmen.

Emma Sventelius nutzte die Gunst der Stunde, um musikalisch ein bisschen ihren künstlerischen Status quo als Sängerin im Bonner Opernensemble zu reflektieren. Neben dem Oktavian ist sie da zurzeit noch als Cherubino in Mozarts „Figaro“ zu sehen, ebenfalls eine Hosenrolle. In Ben Moores Lied „Sexy Lady“ beklagte sie dies Mezzosopranistinnenschicksal auf extrem witzige Weise: „I’m tired of kissing chicks“, singt sie da. Dass sie auch sehr weiblich kann, hatte sie zuvor in grünem Abendkleid mit tief ausgeschnittenem Rückenteil und der „Habanera“ aus George Bizets Oper „Carmen“ eindrucksvoll demonstriert.

Ihr Kollege Boyan Di wagte ebenfalls einen Ausflug in außerweihnachtliche Gefilde. Und zwar mit der Arie des Silvio „E fra quest’ansie“ aus dem „Bajazzo“. it der Arie „Herr Gott Abraham“ aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“ hatte der junge Bariton zuvor auf innige Weise das sakrale Genre gewürdigt. Auch Sopranistin Yannick Muriel Noah entführte in weltliche wie in geistliche musikalische Sphären. Ganz zauberhaft sang sie das französische Weihnachtslied „Minuit chrétiens“ und später Richard Strauss’ Ariadne-Arie „Es gibt ein Reich“.

Tobias Schnabel, der auch schon mit einer Bass-Arie aus Händels „Messias“ zu vernehmen war, beendete den Solistenreigen mit einem geschmeidig gesungenen „I’m Dreaming Of A White Christmas“. Dann endete der vom Vorsitzenden der Opernfreunde Benedikt Holtbernd launig moderierte und von Benedict Kearns souverän am Klavier begleiteten Abend, mit dem Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“, den Solisten und Opernfreunde im Chor sangen.

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