Karnevalsshow in der Philharmonie So war der Auftritt von Helge Schneider in Köln

Köln · Helge Schneider, der Musiker und Comedian aus Mülheim sagt beim Karnevalsauftritt: "Ordnung muss sein!" und wird vom Publikum dafür gefeiert. So war der Auftritt in der Kölner Philharmonie.

 Helge SChneider an der Hammondorgel.

Helge SChneider an der Hammondorgel.

Foto: Hyou Vielz

Es ist längst Tradition, dass Helge Schneider an Karneval für drei Konzerte die Philharmonie, die dann jeweils nahezu ausverkauft ist, mit seinem ganz besonderen Humor beehrt. „Wenn ich an Karneval nicht hier bin, sondern woanders wär', müsste ich kotzen“, lautet seine Hommage an den Kölner Musiktempel. Jeder Jeck ist anders, heißt es unter toleranten Karnevalisten, und dies gilt ganz besonders für Helge Schneider, jenen musikalischen Narren aus Mülheim, wobei nicht der Kölner Stadtteil gemeint ist. Denn der umtriebige Musiker, Kabarettist, Theater-, Film- und Hörspielmacher sowie Buchautor ist anders jeck, er hält es zudem mit dem Wahlspruch, dass der, der sich treu bleiben will, sich verändern muss.

Dazu passt dann auch der Programmtitel „Ordnung muss sein!“, obgleich niemand glauben kann, dass der als musikalischer Chaot und humoristischer Anarchist bekannte 63-jährige Kleinkünstler jetzt plötzlich Ordnungsprinzipien propagieren will. Helge Schneider ist an diesem Abend ein anderer Jeck, er hat sich zu Karneval verkleidet, indem er sich regelrecht fein gemacht hat. Zur leuchtend blauen Hose, trägt er ein braunes Jackett mit rotem Einstecktuch.

Explosive Lachsalven

Gleich zu Beginn scheint er sich als Flamenco-Gitarrist in der dynamischen Rhythmik förmlich zu verheddern. Doch er hält musikalisch Kurs, wie er mit „Dance to the Music“, einer Persiflage auf den Disco-Sound der 80er Jahre. Bewegungsansagen im Befehlston als Text sowie Tanzbewegungen zwischen Ausfallschritt und Bein-Verknotungen reißen das verkleidet wie unverkleidet erschienene Publikum immer wieder zu dezentem Gekicher, aber auch zu explosiven Lachsalven hin.

Begleitet wird Schneider von einer exzellenten Band mit Henrik Freischlader (Gitarre), Ira Coleman (Kontrabass) sowie Thomas Alkier (Schlagzeug), der das erkrankte Hardcore-Urgestein Peter Thoms ersetzt und sich zudem offenbar prächtig amüsiert.

Vermutlich auch, weil weniger Quatsch-Lyrik und Klamauk-Prosa, sondern dafür Musik im Vordergrund steht. Natürlich versteht er es in Liedern wie „Wundertüte des Lebens“ auch prosaische Lebensweisheiten und Musik zu vereinen, ebenso wie er souverän zwischen afrikanischen Klängen, Reggae, Funk und Schlager wechselt und sich dafür eines zum Teil antik anmutenden Fundus von Tasteninstrumenten, darunter ein Synthesizer-Urmodell sowie eine Hammondorgel, bedient. Schneiders Aufräumaktion hat offenkundig wieder ein Mehr an Musik und weniger verbalen Nonsens zutage gefördert. Das Publikum belohnt Helge Schneiders neue Ordnung mit jubelndem Applaus.

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