So war's richtig: Dresdner Philharmonie im Kölner Konzert

Publikum erlebte mit "Sachsens Glanz" echten Wohlfühl-Abend

Köln. Binnen zweier Monate die beiden großen Dresdner Orchester in Köln: "Sachsens Glanz" ist das Motto der Kontrapunkt-Konzerte. Die Staatskapelle gastiert im Juni, jetzt war die Philharmonie unter Rafael Frühbeck de Burgos zu erleben.

Hier wie dort ausschließlich Werke des 19. Jahrhunderts, was man durchaus nicht unkritisch sehen muss. Aber der jetzige "Wohlfühl"-Abend korrespondierte mit der besonderen Sympathie, welche dem Orchester beim Auftrittsbeifall entgegenschlug.

Die Ouvertüre zu Webers Oper "Oberon" war als Introduktion sinnfällig gewählt. Der Hornruf ist ebenso "Markenzeichen" für musikalische Romantik wie die Bläserakkorde bei Mendelssohns "Sommernachtstraum". Nicht von ungefähr berühren sich die Stoffe beider Bühnenwerke.

Der Dresdner Hornist intonierte die drei aufsteigenden Töne im Mezzoforte, während sie üblicherweise im Pianissimo erklingen. Welche Überlegung auch immer hinter dieser Ausführung steht, man könnte in ihr eine generelle Entscheidung des Dirigenten vermuten, Musik nicht zu vergeheimnissen.

Rafael Frühbeck de Burgos verzichtete deshalb aber nicht auf die eine oder andere Farbmarkierung wie beispielsweise den kleinen Celloakzent bei der Klarinettenmelodie oder das Ritardando vor dem Hüon-Thema. Trotz dramatischer Impulse waren die Tempi jedoch insgesamt gemessen, wodurch die Musik immer einen weiten Atem behielt.

Auch Brahms' Haydn-Variationen, die - wie man inzwischen weiß - gar kein Thema von Haydn aufgreifen, kamen unprätentiös daher. Die klangwarme, souverän disponierte und variabel kolorierte Interpretation wäre mit der Tempoüberschrift der 7. Variation vielleicht am treffendsten bezeichnet: grazioso.

Bei Beethovens 3. Sinfonie war das Holz doppelt besetzt, was aber nicht dazu diente, das Moment des "Heroischen" auf die Spitze zu treiben. Der Finalsatz kam freilich mit wirbelndem Impetus daher. Die "Funebre"-Atmosphäre des "Trauermarsches" wurde ohne erhobenen Zeigefinger erzeugt.

Solche Selbstverständlichkeit prägte die "Eroica" auch sonst, im Grunde den ganzen Abend. So wie es war, war's richtig, könnte das Fazit lauten. Das exzellente, hellwache Orchester begeisterte das Publikum auch mit seinen beiden Zugaben, darunter eine fetzige Zarzuela-Ouvertüre.

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