Konzerte in Bonn Spanische Meister, eine sopranistische Entdeckung und Orgelchoräle

Zum dritten Mal war der Gitarrist Alvaro Pierri bei den Bonner Meisterkonzerten zu hören. Pianist Tobias Koltun und die Sopranistin Barbara Elisabeth von Stritzky hatten im Collegium Leoninum ein Programm präpariert und Michael Bottenhorn eröffnete die Orgelkonzerte von St. Joseph.

 Enorme Bandbreite: Gitarrist Alvaro Pierri.

Enorme Bandbreite: Gitarrist Alvaro Pierri.

Foto: Paul Wilk

Kunstmuseum Bonn: Der Leiter der Reihe, Thomas Offermann, stellte ihn dem Publikum als "einen der Größten unseres Instruments" vor. "Viva España" lautete der Titel des Konzerts, den Pierri mit dem Gran Solo op. 14 von Fernando Sor begann.

Sein Spiel beinhaltet nicht nur ausgezeichnetes technisches Können, sondern auch eine enorme Bandbreite an dynamischen Feinheiten. Die folgenden vier Charakterstücke von Manuel de Falla gestaltete Pierri raffiniert und mit innigem Spiel. Hier reichte sein musikalischer Ausdruck von einer berührenden "Homenaje a Claude Debussy" hin bis zu einem virtuosen "Danza del Molinero". Bei einem spanischen Gitarrenkonzert darf natürlich ein Name auf keinen Fall fehlen: Joaquin Rodrigo.

Sein "Concierto de Aranjuez" ist wohl das meistgespielte Gitarrenkonzert. Weniger bekannt ist hingegen sein kleiner Ausschnitt "Aranjuez ma pensée" aus selbigem Konzert. Pierri, der sich selber zunächst das Werk reduziert auf einen Auszug und ohne Orchester nur schwer vorstellen konnte, überzeugte auch hiermit. Selten zu hören und eines der leichteren, aber "sehr spanischen" Werke von Rodrigo ist die "Sonata a la Española", mit der Pierri den ersten Teil beendete.

Nach der Pause waren mit Werken von Eduardo Sainz de la Maza und Joaquín Nin-Culmell Stücke aus dem 20. Jahrhundert zu hören. Hiernach beschloss Alvaro Pierri das Konzert mit Paradestücken für Gitarristen von Isaac Albéniz. Eines der absoluten Highlights - technisch und interpretatorisch - war hier selbstverständlich "Asturias".

Collegium Leoninum: Den F 308 im Chor der Kapelle im Collegium Leoninum für ein Liedprogramm zu "bändigen", erfordert Intelligenz und Fingerspitzengefühl. Eine pianistische Partnerschaft traut man diesem Boliden aus der Manufaktur Fazioli, der für sich in Anspruch nimmt, "der größte Konzertflügel der Welt" zu sein, zunächst einmal kaum zu. Dass man das außergewöhnlich breite und auf Grund einer rasanten Tonpräsenz extrem brillante Klangspektrum dieses Instruments selbst aber auch einer vergleichsweise lyrischen Singstimme durchaus zumuten kann, bewiesen souverän der Pianist Tobias Koltun und die Sopranistin Barbara Elisabeth von Stritzky im Rahmen der Reihe "Matinee junger Künstler".

Unter dem Motto "Fabelhaft - Von Hexen, Elfen und Feen" hatten die beiden ein Programm präpariert, das mit Vertonungen durch Haydn, Schubert, Mendelssohn, Robert und Clara Schumann, Wolf, Richard Strauss und Pfitzner, Barber, Britten und Dominick Argento stilistisch wie thematisch einen weiten Bogen spannte und in der Zugabe mit einem Loreley-Song der Brüder George und Ira Gershwin sogar ein bisschen "jazzy" daherkam.

Mit Barbara Elisabeth von Stritzky machte hier eine junge Sopranistin auf sich aufmerksam, die das Kunstlied ausdrucksstark als ein "Drama en miniature" ebenso stilsicher wie charmant mit Leben erfüllt. Auf die weitere Entwicklung dieser Sopranistin wird man gespannt sein dürfen.

St. Joseph: Mit einem umsichtig durchkomponierten Programm eröffnete Michael Bottenhorn die diesjährigen Orgelkonzerte an der Oberlinger-Orgel von St. Joseph. Bottenhorn erwies sich einmal mehr als ausgezeichneter Spieler, der für sein Konzert Stücke aus dem Zyklus "Hiob" des tschechischen Komponisten Petr Eben mit Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach kombiniert hat. Zwischen die atmosphärisch dichten, das Schicksal des Hiob beschreibenden Stücken Ebens hatte er dabei zwei thematisch korrespondierende Choralbearbeitungen über "Aus tiefer Not" und "Vater unser im Himmelreich" interpoliert.

Die stilistischen Kontraste wirkten musikalisch nicht nur ungeheuer belebend, die thematische Korrespondenz eröffnete zudem neue, intuitive Einblicke, die nicht selten tiefer gehen als noch so ausgefeilte Erläuterungen.

Das ebenso dankbare wie mutige Konzept ging auf, nicht zuletzt auch wegen Bottenhorns unzweifelhafter musikalischer Qualitäten. Lediglich das Tempo der Choralbearbeitungen über "Aus tiefer Not" schien ein wenig zu forsch. Mit einer Improvisation über eben jenen Choral leitete er über zum zweiten Teil des Konzertes: Max Regers Choralfantasie über "Straf mich nicht in deinem Zorn." Auch hier zeigte er, dass er als Interpret über den Dingen steht, technisch sowieso, aber auch musikalisch, da er Regers musikalische Exegese ebenso umsichtig wie nachdrücklich in Szene setzte.

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