Münster in Bonn Spannende Begegnung zweier Musiker

BONN · Eine ausgewogene Mischung gab es im Rahmen des Münster-Sommers zu hören: Orgel und Cello, eigentlich zwei sehr ungleiche Partner, die jedoch an diesem Abend bestens miteinander harmonierten.

Dirk Wietheger, unter anderem Ensemblemitglied der musikFabrik, und der Organist Wolfgang Bretschneider hatten ein spannendes Programm zusammengestellt, das ausschließlich Originalkompositionen für diese Besetzung enthielt. So etwa ein Prière von Camille Saint-Säens, das beide mit ausgesprochen innigem Melos spielten. Erstaunlich war zum einen, wie präsent das Cello im Kirchenschiff klang und wie stimmig die Balance mit der Orgel gelang.

Eine echte Rarität waren die Improvisationen über "Schönster Herr Jesu" von Karl Höller. Wietheger und Bretschneider spielten dieses eindringliche, harmonisch unglaublich reichhaltige und atmosphärisch ausgesprochen dichte Werk mit herausragender Intensität. Eine spannende Begegnung! Ergänzt wurde das Programm durch Solowerke: Wietheger spielte Johann Sebastian Bachs erste Suite ebenso tadel- wie schnörkellos und - trotz des tänzerischen Charakters - mit einer fesselnden meditativen Ruhe. Bretschneider hatte das Konzert mit dem Marsch "Dignity and Impudence" von Percy Whitlock eröffnet.

Nur Engländer können wohl so kitschige Werke so stilvoll schreiben, und stilvoll in jeder Hinsicht war auch Bretschneiders Interpretation. Am Schluss des Konzertes stand mit der Evocation II von Thierry Escaich ein großes Ausrufezeichen, musikalisch gesehen jedenfalls. Der existenzielle Gestus dieser Musik kam vollumfänglich zum Tragen, ein im wahrsten Sinne des Wortes mitreißendes Stück.

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