Kunstmuseum Bonn "Sparda-Tag" - Freier Eintritt am Sonntag

BONN · Er hat sich künstlerisch "Gedanken zu Gedanken" gemacht, auf einem Blatt konstatiert, "Ich entferne mich von mir selber", gefragt "bis wohin wollen Wir es eigentlich noch treiben?" und mit "Solange der Ball rollt" die riesige Collage eines Fußballers geschafften, die bei näherer Betrachtung im Mikrobereich verstörende politische Inhalte und Bilder bereithält: Marcel Odenbach öffnet mit seinen Papierarbeiten den Blick sowohl ins Intime und sehr Persönliche wie auch in die Sphären des Politischen hin zur Gesellschafts- und Zivilisationskritik.

 "Sich selbst bei Laune halten": Marcel Odenbachs Konzept für eine Videoarbeit,1977.

"Sich selbst bei Laune halten": Marcel Odenbachs Konzept für eine Videoarbeit,1977.

Foto: Kunstmuseum

Odenbachs exzellente Ausstellung im Kunstmuseum Bonn endet an diesem Sonntag mit einer großzügigen Finissage, spendiert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank.

Das Engagement ermöglicht dem Kunstmuseum nicht nur ein umfangreiches Programm mit Führungen, dem Collagen-Workshop "Alles klebt!" (11-16 Uhr) für Kinder. Es bietet dem Museumsbesucher auch freien Eintritt am Sonntag, 5. Januar. Höhepunkt des "Sparda-Tags" im Kunstmuseum ist die Veröffentlichung des Werkverzeichnisses der Papierarbeiten Marcel Odenbachs, ein durchweg gelungenes Kompendium über ein bislang unterbelichtetes Spektrum aus Odenbachs Werk.

Der Kölner war vielen bislang in erster Linie als Videokünstler und Filmemacher bekannt. Intendant Stephan Berg und sein Stellvertreter Christoph Schreier, Kurator der Odenbach-Schau, sind die Herausgeber. Das 184 Seiten starke, reich bebilderte Verzeichnis erscheint im Kerber Verlag und kostet 32 Euro.

Es wird nicht verwundern, dass ein Buch über den politisch denkenden und handelnden Odenbach - zumal, wenn es begleitet von so latent und offen kulturfeindlichen Stimmungen wie gerade in Bonn erscheint - ein pointiertes, engagiertes Vorwort geradezu provoziert. Berg und Schreier lassen keinen Zweifel an ihrer Position zu, die dem Museum gerade in diesen Zeiten einen wichtigen Stellenwert zuschreibt.

"Stärker als je zuvor steht die Existenzberechtigung jedes einzelnen Museums zur Debatte", schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort-Plädoyer. Und sie fragen: "Wofür brauchen wir Museen, was sind ihre Aufgaben? Natürlich sollen sie der Öffentlichkeit ein attraktives, publikumswirksames Angebot liefern, doch sollte man nicht aus den Augen verlieren, was der Deutsche Museumsbund seinen Mitgliedern, den Museen, als Kernaufgaben ins Stammbuch geschrieben hat, nämlich, Kunst zu sammeln, zu erforschen und zu vermitteln."

Museen seien eben nicht nur "event locations", sondern auch Lernorte und Forschungsstätten, die zu einer vertieften Auseinandersetzung mit Kunstwerken einladen. Zum Beispiel am Sonntag.

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