Spektakuläre Premiere im Contra-Kreis-Theater

"Die 39 Stufen" inszeniert von Horst Johanning sind ein Muss - Noch bis zum 10. Mai in Bonn zu sehen

Spektakuläre Premiere im Contra-Kreis-Theater
Foto: contra kreis

Bonn. Dieses Stück wird zum Stadtgespräch. Mehr noch: Sein Ruf wird weit, sehr weit über die Bonner Stadtgrenzen hinausgehen. Weil das Stück gnadenlos gut ist. "Die 39 Stufen" im Contra-Kreis-Theater sind ein Muss.

Die spektakuläre Premiere machte Appetit auf mehr. Auf mehr Aufführungen dieser unwiderstehlichen Inszenierung von Horst Johanning mit diesem unwiderstehlichen Ensemble.

Richard Hannay, von Florian Reiners überzeugend als sympathisch-beherzter Held wider Willen angelegt, lernt während des Besuchs einer Varietéshow im Londoner West End eine ebenso mysteriöse wie adrette Frau kennen, die sich als Annabella Schmidt ausgibt.

Sie sei eine Spionin, werde von zwei finsteren Männern verfolgt und müsse dringend Kontakt zu einem Geheimagenten in Schottland aufnehmen. Die "39 Stufen" spielten dabei eine wichtige Rolle.

Hannay lässt die Frau in seinem Appartement übernachten - ein folgenschwerer Fehler. Denn am nächsten Morgen ist Annabella Schmidt tot. Der unbescholtene Mann wird des Mordes verdächtigt und muss fliehen.

Hannay reist nach Schottland, wo er den dubiosen Kontaktmann von Annabella finden will. Der Junggeselle aus London ist sich sicher: Er muss den rätselhaften SpionageFall aufklären, um seine Unschuld zu beweisen.

Die Uhr tickt: Ständig sind ihm die Gesetzeshüter auf den Fersen, sitzen ihm Agenten im Nacken. Eine abenteuerliche Hatz durch die schottischen Highlands mit Fernziel London beginnt.

Staunen, lachen, mitfiebern: "Die 39 Stufen" basieren auf dem Hitchcock-Filmklassiker aus dem Jahr 1935 und sind allerbeste Unterhaltung. Die aparte Natalie O'Hara spielt die attraktive Femme fatale Annabella, die naturschöne Highland-Bäuerin Margret und die bildhübsche Pamela, Richards Zufallsbekanntschaft aus dem Zugabteil und unfreiwillige Mitstreiterin.

Natalie O'Hara versprüht dabei eine wunderbar elegante, nostalgische Erotik - formvollendet im Seidenstrumpf-Strip. Sämtliche Rollen von René Toussaint und Charles Ripley aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Die beiden sind wie Chamäleons im Exzess: Rasante Kostüm- und Typwechsel am Rande des (Un-)Möglichen. Toussaint ist umwerfend komisch etwa als lüsterner schottischer Gastwirt ("Aye!"), als sinistrer Professor Jordan oder sogar als Moor, Felsspalte und Stechginster.

Ripley brilliert als fanatisch religiöser Landwirt mit Forke und Gesangbuch, als gelackter Varietékünstler Mister Memory oder als manisch flüsternder Wahlkampf-Moderator. Das Bühnenbild befindet sich im ständigen Prozess der Veränderung: Eisenbahnfahrt im "Flying Scotsman", Flucht über die Forth Bridge, Tarzan-Einlagen im Londoner Palladium.

Viele, nette, kleine Gimmicks und Hitchcock-Zitate - der Master of Suspense bekommt sogar seinen berühmt gewordenen Cameo-Auftritt. Horst Johanning und seinen Schauspielern ist ein Kunststück gelungen: "organisches" Theater, dessen Pulsschlag im Publikum zu spüren ist.

Bis 10. Mai im Contra Kreis. Karten: (02 28) 63 23 07.

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