Kunstmuseum Bonn Spiegelbild der Seele: Querpass mit Joachim Król

Bonn · "Jemand, der Ordnung in eine unordentliche Welt bringt." So prägnant umreißt Stephan Berg, Intendant des Bonner Kunstmuseums, Mission und Charakter des von Joachim Król verkörperten "Tatort"-Kommissars. Der Ausnahmeschauspieler wandelt mit Berg und 60 Besuchern am Mittwochabend im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Querpass" durch die fesselnde Schau "HEIMsuchung - Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart", die noch bis zum 25. August zu erleben ist.

 Liebt theatralische Räume: Mime Joachim Król.

Liebt theatralische Räume: Mime Joachim Król.

Foto: dpa

Die populäre Figur des Fernsehkommissars ist gewiss der naheliegendste, allerdings nicht treffsicherste Brückenschlag zur Ausstellung. Cineasten dürfte eher der grandiose, tiefgefrorene Poesie drapierende Thriller "Lautlos" (2003) in Erinnerung gekommen sein, in dem Król mit dem Porträt des stoisch-schweigsamen Profikillers Viktor die bislang wohl intensivste Glanzleistung seiner Karriere abgeliefert hat.

Viktor verschmolz als amorphe Kraft mit seiner natürlichen wie künstlichen Umgebung. Die Installation "Suburban Horror" von Jennifer und Kevin McCoy erinnert Król im Kunstmuseum an ein Setmodell, das Regisseur Romuald Karmakar für "Der Totmacher" angefertigt hatte; Król sollte ursprünglich die stumme Rolle des Stenografen übernahmen, der Part ging später an Pierre Franckh.

"Es gibt Momente, in denen man sich vollkommen im Set verliert und vergisst, dass die Umgebung künstlich kreiert worden ist", sagt der Mime. Ein größeres Lob für den Production Designer kann es kaum geben.

"The Garret" von Hans Op de Beeck, jene vollständig graue, kontemplative Dachkammer mit dem Zitat eines klassischen Stilllebens, ist für Król "ein komplett theatralischer Raum. Die Objekte sind kreiert. Ein Raum, wie ihn Robert Wilson sehr lieben würde." Król lässt seinen Blick in dieser abgeschlossenen, mit fortschreitender Aufenthaltszeit zunehmend beklemmenden Welt wandern.

"Das ist definitiv ein Raum, den man alleine für sich haben will." Der Schauspieler scheint seinen Lieblingsort in der Ausstellung gefunden zu haben. Viktors karges Refugium, ein Spiegelbild seiner Seele. "Der Raum suggeriert Einsamkeit", sagt Król. "Einsamkeit und Langsamkeit. Endzeitstimmung." Touché.

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