Springmaus: Philipp Weber mit "Honeymoon Massaker"
Warum heiraten? - Kein gutes Haar an geordnetem Leben, an Ehe und Kinderkriegen gelassen - Zwei kurzweilige Stunden
Bonn. In den letzten Minuten wird einem noch mal in aller Deutlichkeit klar, wie gut das Programm "Honeymoon Massaker" von Philipp Weber ist. Zwei kurzweilige Stunden lang hat er im Haus der Springmaus kein gutes Haar an dem geordneten Leben, an Ehe und Kinderkriegen gelassen und mal zotig, mal mit sprühendem Geist alles abgelehnt, was man von einem modernen Pärchen erwartet, nur seine Freundin Ulla nicht.
In diesen letzten Minuten nun ergreift Weber als Ulla das Wort und dreht in nur kurzer Zeit alles Gesagte in die Perspektive der verzweifelten Freundin um, die vergeblich darauf wartet, dass ihr Lebensgefährte erwachsen wird. Vor diesem hervorragenden Moment liegt allerdings ein wie im Fluge vergehendes Programm, das Bindungsangst in einem völlig neuen, unterhaltsamen Licht präsentiert.
Weber, neben diesem Solo auch als Mitglied des vielgelobten Ersten Deutschen Zwangsensembles bekannt, erzählt schockiert und angewidert von der Hochzeit seines besten Freundes Klaus mit dessen Freundin Kathrin und kann das Spießergehabe seines einst rebellischen Kumpels nicht verstehen. Weber rennt in "Honeymoon Massaker" durch all die Vorstellungen, die ein junger Mann, dem seine Freiheit immer so am Herzen lag, sich vom sesshaften Leben macht. Immer wieder stolpert er über Lebensbilder, die ihm so gar nicht entsprechen.
Und anbei zieht er noch allerhand Kurven durch die aktuelle Gesellschaft und Weltpolitik, untersucht die Panik um die "aussterbenden Deutschen" genauso kritisch wie die Außenpolitik von Barack Obama. So präsentiert sich das überraschend vielseitige Programm zu gleichen Teilen als Comedy, Kabarett und Beziehungsdrama, manchmal alles drei gleichzeitig. So macht Kabarett nicht nur Spaß, man bekommt auch das Gefühl, etwas wirklich Einsichtiges, Weises gesehen zu haben.