Springmaus-Theater wird zum "Männerhort"

Der Weg ins Paradies führt direkt in den Keller eines Einkaufszentrums. Während ihre Frauen oben shoppen gehen, finden Helmut, Eroll und Lars dort Samstag für Samstag Asyl: bei Würstchen, Bier und Bundesliga.

 Irgendwann müssen die Kerle Farbe bekennen: Szene aus dem "Männerhort".

Irgendwann müssen die Kerle Farbe bekennen: Szene aus dem "Männerhort".

Foto: pr

Bonn. Der Weg ins Paradies führt direkt in den Keller eines Einkaufszentrums. Während ihre Frauen oben shoppen gehen, finden Helmut (Andreas Ksienzyk), Eroll (Björn Jung) und Lars (Guido Fischer) dort Samstag für Samstag Asyl: bei Würstchen, Bier und Bundesliga.

Um zu tun, was Männer mögen; ein bisschen lästern, sich spreizen und das neue Handy vorführen. Mit allen nur denkbaren technischen Details, versteht sich. Doch eines Tages wird diese himmlische Ruhe empfindlich gestört. Als Brandschutzexperte Mario (Angelo Micaela) durch Zufall in ihr Versteck stolpert, nehmen die Dinge im "Männerhort" ihren Lauf.

Tickets Karten in den GA-ZweigstellenDem einen oder anderen könnte die Geschichte bekannt vorkommen. Gehörte Kristof Magnussons Komödie doch zu den Publikumserfolgen der Spielzeit 2003/2004 am Theater Bonn. Jetzt hat sich das Ensemble Fischer & Jung des Stoffes angenommen und zeigt seinen "Männerhort", seit 2006 im Programm, im Haus der Springmaus.

Wobei alle vier direkt ins Spiel finden und sich die Pässe zuspielen wie bis vor kurzem noch Schweinsteiger, Müller und Co. Die WM ist Geschichte, aber diese Geschichte von vier ver(w) irrten Männern ist ihrerseits zeitlos. Inszeniert mit Charme und einer guten Portion Selbstironie, kommt der "Männerhort" ohne die üblichen Comedy-Klischees aus.

Vielmehr bekommt der Zuschauer Einblicke ins Innenleben der vier. Dessen Existenz sie bislang so konsequent verleugnet hatten. Zumindest unter ihresgleichen. Doch irgendwann sind alle Tricks wirkungslos, irgendwann muss jedermann Farbe bekennen. Das verleiht diesem Männerhort, ausgeschmückt mit Filmzitaten aus Petersens "Boot", weit mehr als nur Sehrohrtiefe.

"Eine Komödie für Frauen, eine Tragikomödie für Männer" lautet der Untertitel des Stücks, das da weitermacht, wo Scherze über Männer und Frauen sich sonst gemeinhin schon erschöpft haben. Und das Brücken baut. Denn es ist nicht wirklich schwer, Helmut, Eroll, Lars und Mario zu mögen.

Mit all ihren Unzulänglichkeiten. Das macht sie (an)greifbar. Ohne blaue Flecke geht das nicht ab. Und auch ein Happy End ist nicht für jeden vorgesehen. Dennoch mag es Momente geben, wo diese vier um ihren "Männerhort" insgeheim beneidet werden...

Auch am 16. und 17. Juli. Weitere Vorstellungen im August.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort