Stadtmuseum zeigt das abenteuerliche Leben einer Bonnerin

Eine umfangreiche und wohl geordnete Ausstellung im Ernst Moritz Arndt Haus zeichnet den ungewöhnlichen, ja abenteuerlichen Lebensweg von Lady Katharina Brandis nach.

 Lady Katharina Brandis nach einem zeitgenössischen Porträt.

Lady Katharina Brandis nach einem zeitgenössischen Porträt.

Foto: Horst Müller

Bonn. Man muss geradezu von einer Ballung wissenschaftlicher und künstlerischer Talente in den beiden namhaften Professorenfamilien Brandis und Hasse sprechen. Da aber zu ihren Lebzeiten im 19. Jahrhundert zumeist die Herren im Lichte ihres Erfolges glänzten und die Damen in ihrem Schatten standen, ist es höchst verdienstvoll, einmal eine tüchtige und begabte Frau ins Blickfeld zu rücken: Lady Katharina Brandis.

Eine umfangreiche und wohl geordnete Ausstellung im Ernst Moritz Arndt Haus zeichnet ihren ungewöhnlichen, ja abenteuerlichen Lebensweg nach. Dabei gerät das einleitende, Herkunft und Familie der 1841 geborenen Katharina Hasse vermittelnde Kapitel zu einem Stück der Bonner Gelehrtengeschichte.

Es endet jedoch ganz emotional mit dem Brief, in dem Dietrich Brandis 1866 Caecilie Hasse, seine zukünftige Schwiegermutter, abermals - und nun stürmisch und zugleich demütig - um die Hand ihrer Tochter bittet. Er ist 17 Jahre älter als sein geliebtes "Käthchen".

Endlich werden "die Gefühle, die (er) eben nicht bemeistern konnte", erwidert. Nach rasch vollzogener Hochzeit beginnt das Paar, das sich noch "standesgemäß" hat porträtieren lassen, sein unstetes Reiseleben zwischen Europa und dem indischen Subkontinent. Hier steht Dietrich Brandis, zunächst Privatdozent für Botanik in Bonn, bereits seit zehn Jahren in britischen Diensten. Er bringt es zum "ersten Generalforstinspektor der gesamten Indischen Staatsforsten". Viel später, 1887, darf er sich "Sir" nennen.

In Indien beginnt die junge Frau, die daheim bereits Zeichenunterricht bei Nikolaus Christian Hohe genossen hatte, zu aquarellieren. Mit wissenschaftlicher Akribie, die den Bildern der berühmten Maria Sibylla Merian nicht nachsteht, bringt sie beispielsweise in Kalkutta eine rot blühende "Poinciana regis" zu Papier. Aus Muttiana stammen "Jasminum officinale" und "Punia Granatum"; und aus der Region Makassoo sind etliche Liliengewächse überliefert.

Katharinas wachsendes Interesse an der - ihren Mann so sehr fesselnden - Dendrologie zeigt sich dann auch in ihren indischen Landschaftsaquarellen. Im Kullu-Valley etwa hat sie Nadel- und Laubbäume von Rahmen sprengender Höhe gemalt. Manche dieser Ansichten exotischer Landschaften bereichert sie durch fremdländische Architekturen vor gebirgiger Kulisse. Neben diesen aquarellierten Dokumenten hat Katharina Brandis auch umfangreiche Reise- und Expeditionsberichte, heute wertvolle Zeitzeugnisse, verfasst.

In all diesen Jahren brachte die tüchtige Frau sieben Kinder zur Welt. Sie musste eine lebensgefährliche Krankheit ihres Mannes sowie eigene bedrohliche Leiden, schließlich den Tod von sechs Kindern erdulden. Als sie 1928 stirbt, lebt allein das vierte Kind, der Sohn Bernhard.

In der Ausstellung geht es noch einmal um "indische Impressionen", ehe sie die endgültige Rückkehr des Paares nach Bonn thematisiert. In den Folgejahren hat offenbar die Inspiration zu jenen botanischen Aquarellen gefehlt, die Katharina Brandis so meisterhaft beherrscht hat.

Jetzt konzentriert sie sich auf Reisebilder, meist aus der schweizerischen Gebirgs -und Seenwelt. Den Genfer See etwa hat sie in wunderbarer Lichtatmosphäre gemalt. Und wieder wählt sie einen stattlichen Baum zum Modell, der sich sehr wohl in der Tradition europäischer "Baumromantik" sehen lassen kann.

Ernst Moritz Arndt Haus bis 16. Januar 2011; Mi bis Sa 13 bis 17, So 11.30 bis 17 Uhr; Katalog 12 Euro, im Buchhandel 16,50 Euro

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