"Start"-Kunstpreisträger Max Frisinger stellt sich im Bonner Kunstmuseum vor

Bonn · Gerade ist der in Berlin arbeitende Künstler Max Frisinger von London kommend in Bonn eingetrudelt, um seine Ausstellung zu eröffnen, die den "Kunstpreis Start" begleitet. Dessen erster Preisträger ist Frisinger.

 Ein neues Portal zur Ausstellung: Max Frisingers "Rotor" im Kunstmuseum.

Ein neues Portal zur Ausstellung: Max Frisingers "Rotor" im Kunstmuseum.

Foto: Thomas Kliemann

In London gehört er zu den deutschen Vorzeigekünstlern, die Kunstmäzen Charles Saatchi in der Schau "Gesamtkunstwerk" zeigt. In Bonn bekam er den "Kunstpreis Start" für den Nachwuchs. Perfektes Timing: Wir sehen also einem jungen Künstler bei seinem internationalen Durchbruch zu. Was kann spannender sein?

Gewaltig sind die Dimensionen seines "Rotor" genannten Werks, das Frisinger am Ende der ohnehin spektakulären Treppe des Kunstmuseums aufgetürmt hat: Zwölf Meter hoch stapeln sich Schrott und Fundstücke, wurden in mehrere Schichten gestaffelt und in höhlengleichen "Hamsterlagern" (Frisinger) hinter der Wand versteckt. Sieben Wochen lang hat Frisinger in Bonn Sperrmüll und ausrangierte Industriestücke gesammelt. Drei Wochen lang drapierte er seine Fundstücke auf das zehn Meter hohe Gerüst, eine grüne Kinderrutsche ist ebenso dabei wie ein Gartenteich aus Plastik, unzählige Rohre, eine Fahrzeugkette und ein roter Bauhelm. "Für mich war das wie eine Schatzsuche", sagt Frisinger.

[Infokasten "Kunstpreis Start"]Eigentlich wollte Frisinger den geballten Schrott als riesige Skulptur von der Decke abhängen. Die Idee wurde als zu aufwendig und teuer verworfen, der Schrott gewissermaßen auf die Füße gestellt - ohne dass das eigentliche Konzept gelitten hätte. So bildet Frisingers gebändigtes und akkurat arrangiertes Müll-Chaos einen reizvollen Kontrast zur Kunstmuseums-Treppe von Axel Schultes und eröffnet gleichzeitig einen Dialog mit der wuchernden weißen Arbeit aus Kühlschränken, Penatencreme und Zucker in der aktuellen Schau von Thomas Rentmeister. Frisinger hat eine ideale Schnittstelle an der Schwelle zwischen dem Foyer und Ausstellungsräumen geschaffen.

Mit einer Computer-Collage hatte er sich für den Start-Preis beworben. Die Jury aus Yilmaz Dziewior (Kunsthaus Bregenz), Susanne Gaensheimer (MMK Frankfurt), Fanny Gonella (Bonner Kunstverein) sowie Stephan Berg und Stefan Gronert (Kunstmuseum Bonn) erkannte das Potenzial. "Wir spürten die Energie, die visuelle Dynamik und Fähigkeit, den Raum zu besetzen", sagt Kunstmuseumschef Berg. Entstanden sei "eine Maschine, die sich selbst hervorbringt". Für Berg fügt sich der "Kunstpreis Start" ideal in das Förderprogramm des Kunstmuseums ein, passt zum Bonner Kunstpreis und dem Dorothea-von-Stetten-Preis.

"Ich liebe das Kunstmuseum", sagte Helmut Andreas Hartwig zur Motivation. Gemeinsam mit Arndt Lingohr, der es wichtig findet, "Menschen ins Kunstmuseum zu locken und ihnen dort eine Heimat zu bieten", hat er den "Kunstpreis Start" ins Leben gerufen. Mit den Sponsoren Deutsche Post DHL, Ströer Out-of- Home Media, der Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn, dem Kameha und dem General-Anzeiger haben die Mäzene einen anspruchsvollen Preis für Bonn realisiert. Dessen Träger Frisinger hätte gut weitersammeln können. Aber: "Ich habe aufgehört, weil ich am 15. November fertig sein musste."

Info: Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2; bis 27. Mai 2012. Di-So 11-18, Mi bis 21 Uhr. Eröffnung: Dienstag, 20 Uhr.

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