Philharmonische Chor Bonn Start mit Humperdincks „Königskinder“
Chordirektor Paul Krämer stellt die neue Saison des Philharmonischen Chores Bonn vor
Der Philharmonische Chor Bonn teilt das Schicksal der meisten Chöre des Landes: So ziemlich alle Projekte der vergangenen Konzertsaison fielen dem Coronavirus zum Opfer. Das soll nun anders werden, hoffen Chordirektor Paul Krämer und seine Sängerinnen und Sänger. Aktuell scheint ein gewisser Optimismus angebracht: Theater und Konzerthäuser sind wieder offen, auch in Kirchen sind Konzerte ohne allzu strenge Regeln für Publikum und Ausführende wieder möglich.
Die Sängerinnen und Sänger fühlen sich fit, wie Krämer versichert. Trotz Online-Proben. Seit sie Anfang des Jahres alle ein speziell für solche Zwecke entwickeltes Programm auf ihre Rechner installiert hatten, war gemeinsames Singen ohne nervige Zeitverzögerungen möglich. Krämer: „Das war ein Durchbruch, weil wir uns endlich wieder in Echtzeit gegenseitig hören konnten. Wir konnten so die ganze Zeit den Kontakt im Chor halten und stimmlich dranbleiben.“ Erste Live-Proben mit dem mittlerweile vollständig durchgeimpften Chor verliefen entsprechend gut. „Das hätte ich so nicht erwartet“, sagt Krämer.
Erste Gelegenheit sich auszuprobieren boten im Sommer die traditionellen Konzerte auf dem Alten Friedhof. Nun aber geht es wieder zurück in geschlossene Konzertsäle und Kirchen: So singt der Chor am Samstag im Rahmen des Beethovenfests die Chorpartie in der konzertanten Aufführung von Engelbert Humperdincks Märchenspiel „Königskinder“, das im Rhein Sieg Forum zum 100. Todestag des Siegburger Komponisten als Rarität in einer frühen Melodramfassung zu erleben ist. Krämer: „Diese Fassung mit musikalisch genau notierter Sprechstimme gibt dem Stück noch eine ganz neue Intensität.“ Neben dem Philharmonischen Chor treten die Neue Philharmonie Westfalen unter Leitung von Michael Hofstetter, der Kinder- und Jugendchor der Bonner Oper sowie Marie Seidler, Daniel Johannsen und Michael Zehe als Gesangssolisten und Harriet Kracht als Erzählerin auf.
Für das erste eigene Konzert reist man nach Köln zur Philharmonie. Dort führen Krämer und sein Chor gemeinsam mit der Karthäuserkantorei Köln Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorienklassiker „Elias“ auf. „Das haben wir zu weiten Teilen mit Online-Proben vorbereitet“, berichtet der Dirigent. „Das bekommt in den nächsten Proben natürlich noch den letzten Feinschliff.“ Auch im Solistenquartett findet sich eine prominente Bonner Stimme: Marie Heeschen von der Oper Bonn übernimmt den Sopranpart. Auch ihre drei Mitstreiter Marianne Beate Kielland (Alt), Patrick Grahl (Tenor) und Daniel Ochoa (Bass) versprechen höchsten Musikgenuss. Es spielt das Orchester Concerto con Anima.
Das auf historische Instrumente spezialisierte Ensemble übernimmt auch den Orchesterpart in Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“, das am 20. November in der Remagener Kirche St. Peter und Paul und noch einmal am 21. November in St. Marien in der Bonner Adolfstraße zu erleben sein wird. „Mit dem Orchester haben wir auch über die schweren Pandemie-Zeiten den Kontakt immer gehalten“, sagt Krämer.
Als weiterer traditioneller Partner des Philharmonischen Chores ist auch das Beethoven Orchester vertreten. Doch weil das Bonner Orchester sein Jahresprogramm bislang noch nicht bekanntgegeben hat, will Krämer die gemeinsamen Pläne noch nicht verraten. Dafür aber immerhin, dass in der Adventszeit wieder für das Weihnachtslicht des General-Anzeigers gesungen wird. Am 22. September will der Philharmonische Chor Bonn ab 16 Uhr auf verschiedenen Plätzen in der Innenstadt für den guten Zweck singen.
Worauf sich Krämer besonders freut: „Im Juni sind wir eingeladen zu einer Reise nach Oxford, wo wir mit dem dortigen Orchester die Chorfantasie und die neunte Sinfonie von Beethoven aufführen werden.“ Passend zum Jubiläum der Städtepartnerschaft Bonn-Oxford, die seit 75 Jahren besteht. Zurück in Bonn, wollen sie dann auf dem Alten Friedhof das Requiem des britischen Komponisten Charles Villiers Stanford aufführen.