Auftritt des Tenors Jonas Kaufmann in Köln Stehende Ovationen und Begeisterung

Köln · Wegen eines lauten Orchesters musste der Tenor Jonas Kaufmann in Köln zum Mikro greifen.

 Mission leichte Muse: Tenor Jonas Kaufmann.

Mission leichte Muse: Tenor Jonas Kaufmann.

Foto: GREGOR HOHENBERG

Als Markenbotschafter eines bayrischen Motorenwerkes begann jetzt in Kölns Philharmonie Jonas Kaufmann, international renommierter erster deutscher Tenorstar aus München, seine Tournee leichter Operettenkost durch die feinsten Konzertsäle Deutschlands. Doch könnte diese herausragende Veranstaltung im Rahmen des Operetten-Abos als glatter Fehlstart verbucht werden - wäre nicht im Finale ein versöhnliches Geständnis des Edeltenors an sein Publikum erklungen: "Dein ist mein ganzes Herz!"

Das Münchner Rundfunkorchester und der Dirigent Jochen Rieder begannen sehr ordentlich mit einer schmissigen Ouvertüre, mit klackernden Kastagnetten und zischenden Zimbeln. Satte Blechsätze schürten die hoffnungsfrohe Erwartung. Dann lief er auf, im kleinen Schwarzen, elegant und lockig, gar kein Oldtimer, einfach fesch. Und Kaufmann sang den ersten strahlenden Tenorhit: "Freunde, das Leben ist lebenswert". Das klingt natürlich bei einer baritonal ausgerichteten und an Verdi gewachsenen Stimme völlig anders als bei den einstigen Popstars Tauber, Schmidt oder Kiepura.

Aber wir sind ja auch in einem neuen Jahrhundert, die Zeit der Lieder aus der Traumfabrik liegt rund 80 Jahre zurück. Und Kaufmann singt diese Schlager als Sänger, als ein positiver Gegenentwurf zu Max Raabes Knödelstudien, mit grandios warmen Farben und so viel Herz und Schmerz wie kein anderer deutscher Tenor. Die Sache hatte nur einen Haken: Die Stimme reichte nur wenige Meter ins Publikum, dann versank sie hinter einem Teppich aus Musik, aus Harfenklängen, zarten Streichern und näselnden Oboen.

Es kommt nur selten vor, dass sich das viel geliebte Kölner Publikum im Konzert Gehör verschafft. Aber in diesem Falle, auch in Anbetracht satter Eintrittspreise, schienen die Zwischenrufe berechtigt: Lauter, wir hören nichts, macht das Mikrofon lauter, so tönte es geballt von den Rängen. Sänger und Dirigent verharrten kurz in Ratlosigkeit und Überraschung, dann ging es weiter, mit Mikrofon.

Dieses, so Kaufmann nach der Pause erklärend, sei eigentlich nur für die Filmmusiken vorgesehen, weil leichtes Parlando und dichter Orchestersatz live nicht zu kombinieren seien. Als nun die Chorempore ihren Protest anmeldete, sie höre auch nichts, wurde die öffentliche Diskussion abgebrochen - das Konzert mit Mikrofon fortgesetzt. Das Ungleichgewicht von Stimme und Orchester wog indes so schwer, dass von einem Produktionsfehler gesprochen werden darf. Das war allerdings nach dem Hit aus "Das Land des Lächelns" vergessen: Stehende Ovationen und Begeisterung nach der Herz-Massage, gütiges Lächeln.

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