Stadtmuseum in Siegburg Stillleben von Carl Schuch ist zeitgenössischer Fotografie gegenübergestellt

SIEGBURG · Eine Porzellanschale voller reifer Früchte, ein toter Fasan auf einer Tischdecke oder eine paar Käsestücke unter einer Käseglocke, deren Glasdeckel in akkurater Leichtigkeit mit dem Pinsel gemalt wurde - die Stillleben von Carl Schuch (1846-1903) sind meisterliche Werke ihres Genres. Schuch gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Realismus im deutschsprachigen Raum.

 Die Darstellung lebloser Gegenstände - zahlreiche Stillleben gibt es ab diesem Sonntag im Stadtmuseum zu sehen.

Die Darstellung lebloser Gegenstände - zahlreiche Stillleben gibt es ab diesem Sonntag im Stadtmuseum zu sehen.

Foto: Holger Arndt

Seinen Stillleben in Öl auf Leinwand ist jetzt die zeitgenössische Stilllebenfotografie von 16 Künstlern gegenübergesetzt. An diesem Sonntag wird die Ausstellung des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft (Freiburg im Breisgau) im Siegburger Stadtmuseum eröffnet.

Das Genre des Stilllebens hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Gekennzeichnet ist die Gattung Stillleben durch die Darstellung lebloser Gegenstände. Neben den Blumen-, Früchte-, Jagd- oder Musikinstrumentenstillleben gibt es auch Vanitas-Stillleben, die sich symbolhaft mit dem Thema der Vergänglichkeit auseinandersetzen.

Die Gegenüberstellung der Stillleben von Carl Schuch mit den zeitgenössischen fotografischen Stillleben zeigt, dass gerade die Fotografie als Gattung den Realismus-Gedanken besonders stark weiterzuleben vermag. Das Vergängliche einer Obstschale etwa wird mit einer Handvoll ausgespuckter Kirschkerne, wie sie Manfred Paul auf einem weißen Teller festhält, überdeutlich.

Kirschkerne und eine einzige Kirsche am Abgrund einer weißen Platte vor einem weißen Hintergrund bilden auch den spannungsvollen Reiz einer großformatigen Fotografie von Laura Letinsky. Der Betrachter fühlt sich angezogen von der besonderen Ästhetik dieser fotografischen Werke, hält inne und entdeckt die minimalistische und dennoch poetische Schönheit der Stillleben.

Vielleicht liegt der stärkste Kontrast, den die Zeitgenossen gegenüber der Stilllebenkunst in Öl auf Leinwand zu bieten haben, in der reduzierten Bildkomposition der Fotografien. Den üppigen Arrangements ihrer künstlerischen Ahnen setzen die Fotografen, setzen Künstler wie Letinsky, Paul und Dieter Nuhr - dem prominentesten Vertreter der Zeitgenossen-Gruppe - Schlichtheit gegenüber.

Mit seinen Reisebildern war Dieter Nuhr bereits vor zwei Jahren in einer eigenen Siegburger Ausstellung zu bewundern. Die Stillleben des Kabarettisten sind, so bekennt er selber, "humorlose Bilder". Schmunzeln mögen manche stressgeplagten Eltern vielleicht angesichts der Stillleben von Marcus Schwier. Die unbelebten Räume, in denen abgestellte Kinderkoffer und Kinderspielzeuge den Einzug der Quälgeister erwarten lassen, verkünden die Ruhe vor dem Sturm. Das sind Stillleben auf Zeit.

Info: Eröffnet wird die Stillleben-Ausstellung der Werke von Carl Schuch und 16 zeitgenössischer Fotografen am Sonntag, 21. Juli, ab 11.30 Uhr im Stadtmuseum. Mit dieser Ausstellung startet ein neues Ausstellungs-Führungs-Angebot des Stadtmuseums. Am 8. September bieten zwei Kunsthistoriker ab 11 Uhr eine Führung im Gespräch. Unter dem Titel "Der entschleunigte Blick" bietet sich hier ein offenes Führungs-Konzept.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort