Sóley in Köln Stimmungsvolle Premieren in der Kulturkirche

KÖLN · Die isländische Künstlerin Sóley spielt ein entschleunigtes, aber dennoch kurzweiliges Konzert in der Kölner Kulturkirche. Die stärksten Songs hebt sie sich für das Ende auf.

 Die Isländerin Sóley.

Die Isländerin Sóley.

Foto: Promo

Musik in Kirchenräumen ist immer etwas besonderes. Viele Menschen werden reflexartig andächtig, wenn sie die heiligen Hallen eines Gotteshauses betreten. Nun haben natürlich auch Konzerte selbst im weiten Kosmos der Rockmusik etwas von den Messen, die normalerweise von der Kanzel und nicht von der Bühne gelesen werden. Allerdings findet das dann eher in Clubs und Stadien statt.

Die Kulturkirche in Köln ist allerdings unverdächtig, weltliche Künstler auszuschließen. Annenmaykantereit waren schon hier, die Rocker von Band of Horses und auch die von Interpol und Timber Timbre, um nur wenige zu nennen, die schon in dem kleinen, schmucken Kirchensaal in Nippes vorgespielt haben.

Nun gastierte die Isländerin Sóley in der Kulturkirche. Und um die Wirkung der zarten Werke der 29-Jährigen zu unterstreichen (oder weil nicht mehr Karten verkauft wurden), ist das Kirchenschiff nicht leergeräumt. Das alternativ-intellektuelle Publikum nimmt mit Kaltgetränk auf den Kirchenbänken Platz.

Erst Tee, dann Musik

Die Künstlerin, optisch irgendwo zwischen ihrem Publikum und strenger Klavierlehrerin angesiedelt, setzt sich an ein goldbehangenes Tasteninstrument, nippt an ihrer Tasse Tee und lässt fortan ihre klare, helle Stimme durch den Raum hallen. Die vierköpfige Begleitband - Gitarre, Schlagzeug, Akkordeon und weitere Instrumente - tritt eher beiläufig in Erscheinung. Vor allem dem Drummer wünscht man, einmal einen richtigen Rhythmus spielen zu dürfen, statt nur ab und zu seicht die Bassdrum zu streicheln.

Im Gepäck habe sie sowohl "happy songs" als auch die, die etwas "suicidal" seien - die Lacher hat Sóley schnell auf ihrer Seite. Die stärksten Songs sind allerdings nicht nur durch ihre Stimme und das häufig schleppend mollige Klavier getragen, sondern werden durch helle Anschläge des zweiten Tasteninstruments als Kontrapunkt zu der oft um sich greifenden Schwermut verziert.

Gegen Ende der kurzweiligen, aber wahnsinnig unspektakulären Show, entschuldigt sich Sóley dann zunächst für den holprigen Vortrag der Songs ihres neuen Albums "Endless summer" - es sei aber auch das erste Konzert der Tour. Aufgefallen ist dies wohl kaum jemandem. Und dann darf zum Abschied auch der Drummer mal richtig ran. Das wunderbare "Pretty Face" bekommt zurecht den meisten Applaus.

Keine heilige Messe, aber ein sehr stimmungsvolles Konzert.

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