Orozco-Estrada in der Kölner Philharmonie Strauss begegnet Rossini

Köln · Richard Strauss und Gioachino Rossini - geht das bei "Tod und Verklärung" zusammen? Das jüngste Konzert des WDR Sinfonieorchesters mag stilistische Fragen aufgeworfen haben, durch die Wahl des Dirigenten wurden sie indes zu keinem Problem. Andrés Orozco-Estrada ist das, was man einen Senkrechtstarter zu nennen pflegt. Der gebürtige Kolumbianer erlebte vor knapp zehn Jahren seinen Durchbruch in Wien beim Tonkünstler-Orchester.

Köln konnte den quirligen, vulkanischen, dabei stets hellwachen Dirigenten im Januar vergangenen Jahres schon am Gürzenich-Pult kennenlernen. Bei den Orchestermusikern erweckte er derartige Sympathien, dass man ihn als Nachfolger von Markus Stenz ins Visier nahm.

Seitens des Dirigenten gab es durchaus Interesse, doch die Opernsituation mit ihren Unwägbarkeiten ließen ihn dann doch abwinken. Bleibt zu hoffen, dass man ihm als Gast hin und wieder begegnet.

Bei Straussens genial instrumentierter Tondichtung "Tod und Verklärung" ließ Orozco-Estrada alle Farben leuchten, hob Details hervor, die sonst eher unterbelichtet bleiben wie zu Beginn die düster schnarrende Klangfarbe des Kontrafagotts. Die Konvulsionen des in dem Werk geschilderten Kranken glichen einem schneidenden Schmerzensaufschrei (Pauke).

Die Streicher glühten in der Philharmonie, das Blech gemahnte an die Posaunen von Jericho. Beim Schlussakkord mochte man zusätzlich darüber sinnieren, ob dieser nicht doch noch über jenen von Richard Wagners "Tristan"-Schluss zu stellen sei.

Ein gänzlich anderes musikalisches Klima bei Rossinis "Stabat mater": Oper, wohin man hört. Nicht nur das "Inflammatus" erinnert an das stilistisch ähnlich geartete Verdi-Requiem. Die Inbrunst bei den Chören des WDR und NDR frappierte. Olesya Golovneva, bald Tschaikowskys Tatjana auf der Kölner Opernbühne, gab den Sopranpart mit großem Empfindungsreichtum, Francesco Demuro meisterte auch den heiklen Pavarotti-Spitzenton im "Cujus animam" imponierend. Tadellos: Diana Haller und Samuel Youn.

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