Stücke von Brahms und Mendelssohn bis hin zum Blues-Abend

Stimmig komponierte Konzerte zur Passionszeit sorgen in der Lutherkirche und im St. Joseph für verfrühte Sommergefühle. Aber auch der Bluesrock-Gitarrist Henrik Freischlader heizte dem Publikum in der Endenicher Philharminie ordentlich ein.

Stücke von Brahms und Mendelssohn bis hin zum Blues-Abend
Foto: Schneider

Lutherkirche. Buxtehude und Bach, Distler, Pepping, Hammerschmidt - um diese Namen kreiste ein sehr stimmig komponiertes Konzert zur Passionszeit, mit dem das Bonner Vokalensemble in der Lutherkirche gastierte.

Dietrich Buxtehude, Bachs großes Vorbild, war mit zwei seiner rund 140 Kantaten vertreten ("Ich habe Lust abzuscheiden", und "Jesu meine Freude").

Die Musik für dreistimmigen Chor und zwei Solisten ist eher unkompliziert, dabei aber von enormer Tiefe und Eindringlichkeit und entfaltet manchmal sogar einen eigentümlich mystischen Zauber.

Das Ensemble in Kammerchorstärke blieb der Musik nichts schuldig, so gelöst und schwingend wurde da gesungen, so differenziert und wortorientiert gestaltet. Ulrike Ludewig als Dirigentin strahlte eine völlig natürlich wirkende Sicherheit aus und führte ihre Sängerschar (wie auch das sehr kompetent aufspielende Instrumentalensemble) mit ebenso präzisen wie motivierenden Gesten.

Dasselbe gilt für die Wiedergabe der Bachschen Kantate Nr. 150 ("Nach dir, Herr, verlanget mich"). Zwar waren es der Herren nur sieben, allein sie erfüllten ihre Aufgaben vorbildlich. Die Frauen wiederum wussten sich in zwei geistlichen Konzerten von Hammerschmidt ausgezeichnet in Szene zu setzen.

Als Solisten hatte man die koloraturengewandte Sieglinde Schneider (Sopran) und den ausgezeichnet artikulierenden Bassisten Christoph Scheeben gewonnen. Hingebungsvoll dargeboten wurden auch die übrigen Musiken, darunter epigrammatisch kurze Motetten von Ernst Pepping. Mathias Nofze

St. Joseph. Sein Konzert in St. Joseph begann Peter Planyavsky, ehemaliger Organist am Wiener Stephansdom und Professor an der dortigen Musikhochschule, mit Präludium und Fuge g-Moll von Johannes Brahms.

Von pseudoromantischer Gravität entschlackt, virtuos und dramatisch hob er an. Eigentlich ein gelungener Auftakt, wenn er sich nicht in den vorab gespeicherten Setzerkombinationen verzettelt hätte.

Das Malheur war aber schnell behoben und beim zweiten Anlauf klappte dann alles tadellos, auch die ruhig dahinfließende, konsequent aufgebaute Fuge. Hier wie auch bei Felix Mendelssohn Bartholdys Andante con variazioni D-Dur bestach Planyavsky mit überwiegend in Pastelltönen gehaltenen Registrierungen.

Heiter, gelassen und locker danach die zweite Sonate von Paul Hindemith. Auch hier bewegte sich Planyavsky auf sicherem Terrain.

Danach folgte eine österreichische Abteilung: Anton Heillers "Ecce lignum crucis", Franz Schmidts Präludium und Fuge A-Dur und schöne, in bester Manier spätromantische Variationen und Fuge von Robert Fuchs.

Planyavsky beschloss das Konzert mit einer Improvisation über "O Haupt voll Blut und Wunden", in der er das Passionslied von ganz unterschiedlichen aber immer originellen und fesselnden Facetten zeigte. Guido Krawinkel

Harmonie. Zum dritten Mal stattete der Bluesrock-Gitarrist Henrik Freischlader dem Endenicher Musikclub Harmonie einen Besuch ab, und er war stärker als nie zuvor.

Im Gepäck hatte der 27-Jährige sein neues Album, schlicht "Henrik Freischlader" betitelt, ein starke Scheibe, aus der er mit seiner Band (Moritz Fuhrhop/Hammond Orgel, Theofilos Fotiades/Bass, Hardy Fischötter/Drums) reichlich zitierte.

Ein rundum starkes Gespann, das gut eingespielt der voll besetzten Harmonie mächtig einheizte. Freischlader überzeugte rundum durch gekonnte Gitarrenlicks, markige Riffs, feurige Soli aller Schattierungen, die er ganz nach Belieben gestaltete. Mal kernig und hart, mal butterweich, so wie es den jeweiligen Songs gerade am besten zu Gesichte stand.

Ausgesuchte Dynamik nimmt bei seinem Gitarrenspiel ohnehin eine führende Rolle ein, er weiß, wo er sich zurücknehmen muss, um die nötige Spannung aufzubauen, die sich dann förmlich in einer Explosion entlädt.

Auch gesanglich gibt der junge Musiker gleichfalls eine gute Figur ab, besitzt eine ausreichend kräftige Stimme, mit der er ausdrucksvoll umzugehen versteht. Weich und Stimmungsvoll intonierte das Quartett Peter Greens Titel "I Love Another Woman", während es die Musiker bei Jimi Hendrix' "Foxy Lady" mächtig krachen ließen und den Saal zu Konzertende noch einmal kräftig durchrüttelten. Wolfgang Schneider

Klavierhaus Klavins. Bekannt sind sie in Bonn als famose Interpreten der Piccolino-Kinderkonzerte - im Klavierhaus Klavins gestaltete das Bergische Bläserquintett nun aus privater Initiative heraus eine musikalische Matinee unter dem Titel "Klassisch bis heiter, Windstärke 5 - Tänzerisches von Barock bis Jazz".

Zum Spielwitz, den der Titel bereits andeutet, gesellte sich ebensolche Spielfreude, die Andrea Will (Flöte), Wolfgang Pohl (Oboe), Wolfgang Weber (Klarinette), Andreas Wiedemann (Horn) und Stephan Frede (Fagott) insgesamt an den Tag legten.

Die frische Brise, die sanft durch Händels "Fugetten" Nr. 1 und Nr. 6 (bearbeitet von Marion Bauer) wehte, vermochte sich in der Tarantella des Hauptwerkes, in Ludwig Thuilles "Sextett" B-Dur für Bläserquintett und Klavier aus dem Jahr 1891, durchaus zum stürmischen Wind (Windstärke 8) zu steigern.

Zupackend steuerte Thomas Greifenberg am Flügel die spätromantischen Farben bei. Tänzerische Leichtigkeit in der Gavotte bewiesen die Musiker ebenso wie die geheimnisvoll vorantreibenden Staccati im Mittelteil des Larghettos. Schwelgen konnte das Quintett im "Frühlingsstimmenwalzer" von Johann Strauß Sohn (bearbeitet von Peter Totzauer) oder dem "Tango Jalousie" von Jacob Gade (bearbeitet von Stig Jorgensen).

"I Got Rhythm" von Gershwin (bearbeitet von Andrew Skirrow) - wieder zusammen mit Thomas Reifenberg - geriet zum schwungvollen Finale. Die warmen Klangfarben waren dann wieder der Zugabe "Yesterday" vorbehalten. Thomas Kirchhoff

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