Stürmische Erregung im Leoninum

Trio Gaudeamus spielt mit ergreifender Hingabe

Bonn. Das "Trio Gaudeamus" gab sich in der "Matinée junger Künstler" in der Alten Kirche im Leoninum die Ehre. So biedermeierlich wie der Name war sein Programm allerdings keineswegs.

Das junge japanische Trio (Masaki Shirako, Klarinette, Koichi Aoki, Viola, und Junko Shioda, Klavier) kombinierte seelenvolle Romantik mit einer Moderne, die das Erbe eben dieser Romantik beziehungsreich aufgreift.

Ein Plädoyer für Max Bruch hielt das Trio mit drei (von insgesamt acht) Stücken aus dessen op. 83. Bruch schöpft aus dem Vollen und verwandelt Überschwang, Melancholie, stürmische Erregung, Flehen und Klage in spätromantische Opulenz.

Die Musiker, Studenten der Musikhochschule Köln, spielten mit ergreifender Hingabe und offenbarten einen sechsten Sinn für Ensemblespiel. Dazu betörte Masaki Shirako mit einem weichen, schmelzenden Klarinettenton, der seinesgleichen sucht.

Wunderbar nuanciert und intensiv gelangen auch die Schumannschen Märchenerzählungen op. 132. An diesen einzigartigen Musikpoeten (und die von ihm geliebten Romangestalten) erinnert György Kurtágs "Hommage à R. Sch." aus dem Jahre 1990, sechs konzentrierte Miniaturen, die die "merkwürdigen Pirouetten des Kapellmeisters Kreisler" oder Florestan und Eusebius als "begrenzten Kreis" beschreiben.

Das Trio stellte seine Vertrautheit mit Kurtágs aphoristischem Klangvokabular eindrucksvoll unter Beweis. Den Schluss bildeten die fünf knappen "Rück-Blicke" des Kölner Komponisten Heinz-Martin Lonquich, die sich ebenfalls in assoziativer Weise der Vergangenheit zuwenden.

Die feinsinnigen, durchsichtigen Stücke erfuhren eine lebendige Wiedergabe, über die der anwesende Komponist höchst erfreut war.

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