Fidelio in der "Oper am Dom" Stumpfe Akustik bei den Liebesliedern aus dem Kerker

köln · Mit einer konzertanten Aufführung von Beethovens "Fidelio" wurde das Kölner Ausweichquartier "Oper am Dom" auf seine philharmonischen Qualitäten geprüft.

 "Oper am Dom" statt Kerker: Rocco (Franz-Josef Selig) und Leonore (Erika Sunnegardh) im Kölner "Fidelio".

"Oper am Dom" statt Kerker: Rocco (Franz-Josef Selig) und Leonore (Erika Sunnegardh) im Kölner "Fidelio".

Foto: Paul Leclaire

Trotz einiger überragender Stimmen und eines gut aufgelegten Gürzenich-Orchesters blieb das Werk merklich unnahbar: Liebesleid und Todesangst verharrten im imaginären Kerker.

Dirigent Markus Poschner hatte das Orchester auf die Bühne und den Chor dahinter drapiert. Hinter seinem Rücken blieben noch zwei Meter Bühnentiefe, auf denen die Figuren auftraten - sie sangen auswendig und kommunizierten, allerdings ohne Kostüm und im Bühnenrahmen von "My Fair Lady". Meist spielt der Zweiakter eh' nur in einem Büroraum und dann im Kerker, es gab also keine Orientierungsprobleme.

Poschner hatte feine Details erarbeitet, die Solisten im Orchester agierten perfekt, Szenenapplaus war sicher. Rocco (Franz-Josef Selig), Tochter Marzelline (Jutta Maria Böhnert) und der sie umwerbende Gefängnisschließer Jaquino (John Heuzenroeder) gaben ein erstes Terzett, das ans Fest der schönen Stimmen denken ließ: Böhnerts fein gedeckter lyrischer Sopran, der klare Spieltenor Heuzenroeders und besonders die unfehlbare Stimmkultur Seligs, eine Wohltat im sonstigen Heer der Polterbässe. Aber diese Wunder gibt es in der stumpfen Akustik des Saales mit der leise rauschenden Klimaanlage zu selten.

Selbst der böse Don Pizarro (Samuel Youn) und sein sprühend selbstgerechter Hass verlieren die Kraft auf dem Weg über den Graben. Erika Sunnegardh, die ihren strahlenden Starsopran der Leonore leiht, verwackelte mit Druck mehrfach die Spitzen. Und Franco Farina als Florestan, dessen mächtig anschwellendes "Gott! Welch Dunkel hier!" noch nicht durch Mark und Bein fuhr, der sich aber später ins Schreien flüchtete, trübte das Fest. Den Chor hatte Andrew Ollivant bestens einstudiert. Und ohne szenische Ablenkung donnert besonders das Tutti mit den Damenstimmen machtvoll.

Poschner setzte im Orchester auf Farbigkeit und hellhörigen Dialog mit den Sängern, ein Spiel wie in einem Oratorium. Daran erinnerte auch Don Fernando, den der junge Amerikaner Christopher Bolduc stimmschön, aber unbeteiligt wie ein Chorknabe vortrug: Ein zahnloser Racheengel für Florestan, gescheitert vor allem an einer unbefriedigenden Akustik für konzertante Gelegenheiten.

2,5 Stunden mit Pause. Weitere Vorstellungen: 21.11. (19.30 Uhr), 25.11. (18 Uhr)

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