Künstlerin aus Aegidienberg Susanne Krell: "Diese Aufgabe war etwas Besonderes"

AEGIDIENBERG · "Genau das hat hier gefehlt", sagte Bischof Charles Morerod bei der Einweihung ergriffen. Aus einer nackten Betonwand seines Sitzes in Freiburg im schweizerischen Üechtland wurde ein Kunstwerk. Ihre Spuren hinterließ dort Susanne Krell. Mit der Künstlerin aus Aegidienberg sprach Roswitha Oschmann.

 "Diese Aufgabe war etwas Besonderes": Susanne Krell vor der 16 Meter langen von ihr gestalteten Wand.

"Diese Aufgabe war etwas Besonderes": Susanne Krell vor der 16 Meter langen von ihr gestalteten Wand.

Foto: GA

Bischof Morerod vom Bistum Lausanne, Genf und Freiburg schaut nun täglich auf Ihr Werk. Macht Sie das stolz?
Susanne Krell: Diese Aufgabe war etwas Besonderes. Es galt, eine 16 Meter lange Außenmauer zu gestalten, die vom Bischofssitz aus, einem historischen Palais aus dem 17. Jahrhundert, in Richtung Ursulinenkloster verläuft.

Wie kam es dazu?
Krell: Ich habe eine internationale Ausschreibung gewonnen, an der sich 22 Künstler beteiligten. Am 10. März dieses Jahres war ich erstmals an der Wand, habe danach Recherchen betrieben, ein Konzept erstellt, das richtige Material gesucht und eine Frottage an der 300 Meter entfernten Sankt-Nikolaus-Kathedrale gemacht, dort also die Oberflächenstrukturen abgenommen, Details ausgewertet, gescannt, gezeichnet und vergrößert auf die Wand aufgetragen. Der Prozess des Malens dauerte 120 Stunden. Dabei half mir Nara Yoon, die Honnefer Kunstpreisträgerin 2013 von der Alanus Hochschule, als Praktikantin.

Was ist jetzt auf der Wand zu sehen?
Krell: Ich habe die Wand in senkrechte Streifen gegliedert, die nach oben zeigen, zu Gott. Darauf kamen die Frottagen und als weitere Schicht noch die eingefärbten Umrisse vom Grundriss und von architektonischen Details der gotischen Kathedrale. Sonst sind meine Frottagen abstrakt, hier ist exakt nachzuvollziehen, wo der Ursprung liegt. Dies erforschen zu können, ist mir sehr wichtig. Der Betrachter muss sich dabei einlassen auf das Unbekannte, muss sich heranarbeiten an religiöse Überzeugungen mit Fragen und Zweifeln. Der Reflexionsprozess, der dem Werk zugrunde liegt, hatte auch die Jury überzeugt. Es wird eine Verbindung mit vielen Bezügen geschaffen zwischen Kathedrale, Bischofssitz und Ursulinenkloster.

Ist das der Höhepunkt Ihres Schaffens?
Krell: Ich bin im Ausland bereits mit vielen Arbeiten vertreten - in Budapest, Poznan, Jinan/China, in Drôme in verschiedenen Sammlungen. Diese feste Installation ist natürlich herausragend. Aber ich habe zuletzt auch im Mittelrhein-Museum in Koblenz und im Sorbischen Museum in Bautzen den Eingangsbereich gestaltet und bin auf diese Weise dort ständig präsent. Das hat mich ebenfalls sehr gefreut. Seit 2005 hatte ich fünf Einzelausstellungen in Museen, im vergangenen Jahr beispielsweise im Sorbischen Museum Bautzen und in der Pfalzgalerie in Kaiserslautern.

Zur Person

Susanne Krell stammt aus Betzdorf im Westerwald, seit 20 Jahren lebt sie im Siebengebirge. Sie absolvierte in Koblenz ein Kunstpädagogikstudium, studierte in Bonn Philosophie und per Fernstudium Kunsttheorie. Sie gehört dem Beirat des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef an, der die fachliche Beratung des Vorstandes vornimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort