Pantheon-Casino Sven van Thom: Mal großartig, mal flach

BONN · Sven van Thom ist ein Grenzgänger. Musikalisch wie optisch treibt er sich irgendwo zwischen Götz Alsmann und Smudo herum, spielt mal großartige Gitarrensongs voller Tiefgang und Poesie, dann wieder (teils bemüht komische) Hip-Hop-Nummern, die man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann.

Jetzt war der Berliner zu Gast im Pantheon-Casino - und sorgte mit seiner speziellen Mischung für Stimmung. Wie so viele aufstrebende Solokünstler hat Sven van Thom sein Handy dabei. Für Einspieler, Soundeffekte, Begleitmusik und Ähnliches. Das macht zwar nicht immer, was es soll, aber meistens.

Dabei gilt - wie bei vielen aufstrebenden Solokünstlern - der Leitspruch "weniger ist oft mehr": Am besten, am authentischsten wirkt Sven van Thom ohne diesen Schnickschnack, ohne Piepsstimme aus der Konserve. Immerhin ist er ja nicht allein in dem neuen Kulturkeller des Pantheons, hat mit Martin "Gotti" Gottschild einen seiner "Stahlharten Bäuche" dabei, der gerne für zwei oder drei Stücke auf die Bühne kommt.

Und auch der Multi-Instrumentalist mit dem skurrilen Pseudonym "Blockflöte des Todes" (alias Matthias Schrei) reicht eine helfende Hand, in der allerdings zu keinem Zeitpunkt irgendwas Holzblasähnliches auftaucht.

Bleibt van Thom solo, ereifert er sich über "Scheiß-Silvester", trällert zu schwülstigen Bon-Jovi-Rockgitarrenklängen das textlich eher flache "Bumsen mit Soße" oder terrorisiert die Gehörgänge mit zwei Blockflöten (aber leider nicht der richtigen) und Techno-Terror bei "Du bist doof".

Holt sich der Berliner Unterstützung, stehen vor allem die großartigen Stücke auf dem Programm: Die Kosenamen-Antihymne "Muschibär", der wunderbar sentimentale Ohrwurm "Irgendwann", das Satirische "Ihr Vater ist ein Nazi" oder das fantastische Duett "Trauriges Mädchen", bei dem die Blockflöte des Todes den Part der an unerfüllter Liebe leidenden Frau übernimmt. Das ist Liedermacher-Poesie vom Feinsten.

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