Bühnenprogrammim Pantheon Sylvia Bréckos wenig origineller Casino-Auftritt

Bonn · Nach fünfzehn Minuten sind einem schon die Füße eingeschlafen. Die blonde Frau in dem Blümchenkleid hat gerade einen Zuschauer auf die Bühne des Pantheon Casinos geholt und sagt mit ihm einen Dialog auf, es soll wohl eine Art Sketch sein, Mann und Frau vor dem Fernseher.

Dann singt die blonde Frau in dem Blümchenkleid ein Roy-Black-Lied. Und als die blonde Frau einen Teenager in der S-Bahn parodieren will, der mit dem Handy telefoniert, schießt die Fremdschämkurve rasant nach oben. Erstaunlich ist daran, dass es noch viel schlimmer wird.

"Liebling, wir müssen reden" heißt das zweite Bühnenprogramm der früheren WDR-Fernsehansagerin Sylvia Brécko, laut Presse-Info außerdem "studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftlerin sowie Germanistin und Kunsthistorikerin, Autorin, Schauspielerin, Diseuse, Tänzerin, erfahrene Kellnerin, Journalistin, Hundesitterin und Gefährtin". Solcherlei Referenzgirlanden sind meistens sehr verdächtig. Nun, wenigstens tauchen weder die Begriffe "Komikerin" noch "Kabarettistin" auf - denn das wäre nun wirklich die pure Anmaßung.

Die Ex-Ansagerin als lispelnde Ansagerin: waaahnsinnig witzig. Dann springt sie von abgedroschensten Geschlechterklischees völlig pointenfrei zu TV-Nostalgie, klimpert an der Ukulele und lässt dem Publikum noch eine vergurkte Rap-Einlage angedeihen. Irgendwann wedelt Sylvia Brécko mit einem undefinierbaren weißen Stofffetzen Cancan-mäßig herum und singt etwas von "Die Galle, die Galle", die ihr hochkomme. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

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