Interview mit Peter Horton "Symphonic Trio" gastiert am Samstag in Siegburg

SIEGBURG · Als Wiener Sängerknabe sang er die Matthäuspassion unter Herbert von Karajan, er musizierte mit Jazzlegende Fatty George und arrangierte Stücke für Ausnahme-Tenor Placido Domingo. Als Komponist, Musiker und Entertainer schätzt er selbst den Wert der Stille als besonders hoch ein.

 Sänger und Komponist Peter Horton tritt am Samstag im Stadtmuseum Siegburg auf.

Sänger und Komponist Peter Horton tritt am Samstag im Stadtmuseum Siegburg auf.

Foto: dpa

"Stille ist hier nicht als Geräuschlosigkeit zu verstehen", sagt Horton. "Sie ist der Quellboden für jede nährende Klangfülle. Als Raum zwischen den Worten und der Musik ist sie ein Schritt in die eigene Wahrheit." An diesem Samstag ist Peter Horton mit der Pianistin Slava Kantcheff und dem Percussionisten Andreas Keller als "Symphonic Trio" in Siegburg zu erleben. Über seine Karriere, sein Musik-verständnis und die Bedeutung der Stille sprach Peter Horton (72) im Interview.

Kennen Sie Siegburg als Geburtsstadt des Komponisten Engelbert Humperdinck?
Peter Horton: Vor vielen Jahren bin ich hier bereits aufgetreten und habe die Stadt mit ihrem individuellen Flair in schöner Erinnerung. Dass hier Humperdinck geboren wurde, war mir nicht bekannt. Als Wiener Sängerknabe habe ich bei seiner Oper "Hänsel und Gretel" mitgespielt.

Ab wann hatten Sie ein künstlerisches Selbstverständnis?
Horton: In der Wiener-Sängerknaben-Zeit war das definitiv nicht der Fall. Das war für meine Mutter als alleinerziehende Frau mit vier Kindern eine rein pragmatische Erwägung. Da war einer weg vom Tisch. Für mich war es aber eine glückliche und prägende Zeit.

Worin lag das Besondere?
Horton: Die vielen Reisen, der Schulunterricht in ganz kleinen Klassen von nur wenigen Jungs, die regelmäßigen Auftritte im Hochamt mit den Wiener Philharmonikern, die eine hohe Meisterschaft gepflegt haben - das alles war eine ganz wertvolle Zeit, die man erst rückblickend als solche wahrnimmt.

Als Entertainer und Multiinstrumentalist (unter anderem Klavier, Gitarre, Klarinette, Kontrabass und Gesang) mit einer klassischen Musikausbildung haben Sie immer im Spannungsfeld von unterhaltsamer und ernster Musik gelebt. Machen Sie eine Grenze zwischen "U" und "E"?
Horton: Ich sehe keine Grenze. Sie wird nur benannt. Musik sollte aber nicht aus Kalkül entstehen, sondern aus dem Herzen gemacht werden. In meinem Buch "Lieder sind wie Brot" beschrieb ich einmal meine persönliche Unterscheidung zwischen "Kopfmusik" und "Lendenmusik". Musik sollte immer unserer emotionalen Intelligenz entspringen.

Wo finden Sie als Komponist und Texter denn eher Ihre eigene Mitte?
Horton: Musik und Sprache sind für mich urverwandt. Sprache ist im besten Fall ebenfalls eine Ebene von Musik und umgekehrt. Beide fördern die emotionale Erlebniskraft. Einen wichtigen Raum hat dabei immer die Stille zwischen den Worten und Tönen. Diese geleitet uns am ehesten in den Bereich der eigenen Wahrheit.

Was verstehen Sie unter "Philotainment"?
Horton: Ich bin ein Freund des Entertainment. Unterhaltung ist der Unterhalt der Seele. Und sie hat zwei Möglichkeiten, Zerstreuung und Sammlung. Für mich ist es heute mehr denn je wichtig, mein Publikum zu sammeln. Mit zunehmendem Alter liebe ich es immer mehr, mein Publikum in ein Ganzkörperlächeln einzuladen.

Wo tanken Sie Kraft und Ruhe?
Horton: Ich lebe heute in München und in einem Tiroler Bergdomizil mit einer eigenen Quelle. Dort schreibe ich Bücher, komponiere und schalte auch einfach mal ab.

In Siegburg treten Sie mit dem Weltklasse-Percussionist Andreas Keller und ihrer Ex-Frau Slava Kantcheff auf. Macht eine Trennung das gemeinsame Musizieren schwer?
Horton: Wir waren immer erfolgreich bemüht, für unser Publikum in einer unverlogen guten Stimmung zu musizieren. Das war uns wichtig. Die Musik hat uns das Eigentliche bewahrt. Geistig sind wir wie einander liebende Geschwister.

Info: Die Pole zwischen Virtuosität und klingender Stille lotet das Symphonic Trio mit Peter Horton, Slava Kantcheff und Andreas Keller am Samstag, 19. Oktober, ab 19.30 Uhr in Siegburg aus. Das Konzert findet im Zuge der Gitarrenkonzert-Reihe und der "Begegnung mit Österreich" im Stadtmuseum statt. Karten gibt es zum Preis von zwölf Euro (ermäßigt neun Euro) an der Museumskasse und bei Bonnticket.

Zur Person

Peter Horton wurde am 19. September 1941 als Peter Müller im heutigen Tschechien geboren. Seine musikalische Laufbahn startete er als Zehnjähriger bei den Wiener Sängerknaben. Mit 16 Jahren gründete er seine erste Band. Zwei Jahre später hatte er eine erste Bühnenshow als Sänger und war mit 19 Jahren Bassist der Gruppe "Flamingos".

Ab seinem 23. Lebensjahr studierte er Gesang in Stuttgart und gab klassische Liederabende, sang in einer Beatoper und stand als Entertainer und Gitarrist auf der Bühne. Als Alleinunterhalter tourte er durch die ganze Welt, bevor er Gitarre studierte und zu seinem Hauptinstrument machte.

Er veröffentlichte etwa 65 Alben und Singles. Etwa 2000 Konzerte gab er seit 1985 als Duo "Symphonic Fingers" mit der deutsch-bulgarischen Pianistin Slava Kantcheff, mit der er neun Jahre lang verheiratet war. Lange Jahre hatte er Senderreihen bei der ARD ("Café in Takt") und im ZDF ("Hortons kleine Nachtmusik", "Horton's Bistro") und wurde 1982 auch als Dozent an der Hamburger Musikhochschule verpflichtet. Seit Ende der 70er ist er auch als Buchautor tätig. Sein Unterhaltungskonzept nennt er "Philotainment".

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