Freitagskonzert in der Beethovenhalle Szenen aus dem Leben eines Künstlers

Bonn · Ein Gespräch mit Christof Prick, der am Freitagabend beim Beethoven Orchester mit zwei Werken von Hector Berlioz seinen Einstand als Chef für ein Jahr gibt.

 Neuer Mann fürs Beethoven Orchester: Christof Prick.

Neuer Mann fürs Beethoven Orchester: Christof Prick.

Foto: MLH

Auch für Christof Prick ist es eine Premiere, und das in gleich mehrfacher Hinsicht: Der neue Bonner Interims-Generalmusikdirektor ist zwar ein überaus erfahrener Dirigent, aber das Monodram „Lelio oder Die Rückkehr ins Leben“ von Hector Berlioz hat auch er noch nie zuvor gehört, geschweige denn dirigiert. Darüber hinaus steht der Orchesterchef, der für die Spielzeit nach dem Abschied von Stefan Blunier und vor dem Amtsantritt von Dirk Kaftan verantwortlich zeichnet, beim heutigen Freitagskonzert zum ersten Mal in seiner jungen Amtszeit in der heimischen Beethovenhalle am Pult des Orchesters – und zum letzten Mal. Denn im Zuge der Sanierung des Baus finden alle weiteren Konzerte des Beethoven Orchesters an anderen Orten statt.

Das Orchester kennt Prick schon lange, zuletzt hat er es zu Beginn dieser Spielzeit bei einem Gastkonzert im belgischen Gent dirigiert. „Ich fand das hervorragend, wie sich das Orchester dort mit einer Situation arrangiert hat, die eigentlich nicht zumutbar war. Wir hatten kaum Zeit, um vor Ort zu proben. Dann haben die Musiker aber ein phänomenales Konzert hingelegt – trotz der akustischen Schwierigkeiten in der Kathedrale von Gent. Das war eine großartige Sache. Das ist ein sehr, sehr gutes Orchester. Man spürt zwar die Unsicherheit im Hinblick auf die Zukunft, etwa was die Beethovenhalle anbetrifft, das ändert aber nichts an seiner Qualität.“

Gespannt ist Prick vor allem, wie die akustische Situation im WCCB sein wird. Wirklich viel geschehen ist dort augenscheinlich noch nicht. „Ich befürchte, dass nichts passiert ist, bis wir zum ersten Mal dorthin kommen und dann feststellen müssen, was alles geht oder was nicht. Wir brauchten dort eine ausgiebige halbtägige Probe, um genau das festzustellen.“ Bisher konnte man nur kurz im leeren Saal proben, weit entfernt also von realen Konzertbedingungen mit voll besetztem Saal, Bühnenaufbau und Konzertzimmer. „Es ist schade, dass ein ganzes Jahr lang dort städtisches Musikleben stattfindet, wir aber vorab keine Möglichkeit bekommen, dies richtig auszuprobieren“, so Prick.

Große Freude empfindet er dagegen im Hinblick auf das Programm des heutigen Freitagskonzertes, das im Rahmen des Beethovenfestes stattfindet. Mit Berlioz' Lelio gibt es nämlich eine veritable Rarität zu hören, die selbst für Prick Neuland ist. „Ich habe ihn in meinem ganzen Leben noch nie live aufgeführt gehört. Der Aufwand ist mit Chor, Sprecher und Sängern enorm. Der Lelio ist außerordentlich interessant, auch als Zeitdokument: weder Melodram, noch Oratorium, er ist von allem etwas.“

In Bonn wird das Monodram zusammen mit der Symphonie fantastique aufgeführt, die beim Beet- hovenfest gerade auch vom Orchestre National du Capitole de Toulouse aufgeführt wurde. Lelio ist deren Fortsetzung. Protagonist ist der nunmehr wiedererwachte Künstler, der am Ende der Sinfonie eigentlich tot ist. In der Beethovenhalle wird das Werk konzertant gegeben, aber eigentlich ist es ein szenisches Werk, bei dem das Orchester hinter einem großen Vorhang verschwinden soll. Darauf wird man verzichten müssen, dafür aber mit bildkräftiger Musik belohnt werden.

Freitag, 30. September, 20 Uhr, Beethovenhalle: „Kunst und Leben“, Philharmonischer Chor Bonn, Ensemble Vocapella Limburg, Beethoven Orchester, Christof Prick (Dirigent), Rita Kaufmann (Klavier), John Irvin (Tenor), Michał Partyka (Bariton), Johannes Zirner (Sprecher), Hector Berlioz: „Symphonie fantastique“ und „Lélio ou le retour à la vie“. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen

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