Tänzerisches beim Rolandseck-Festival

Man hätte zum Tanz bitten können in den Schlussminuten des Konzerts. Denn mit dem letzten seiner "Tänze aus Galánta" schrieb Zoltan Kodály eine Musik, die jede Hochzeitsfeier im feucht-fröhlichen Endstadium noch einmal mächtig aufmischen würde.

Rolandseck. Man hätte zum Tanz bitten können in den Schlussminuten des Konzerts. Denn mit dem letzten seiner "Tänze aus Galánta" schrieb Zoltan Kodály eine Musik, die jede Hochzeitsfeier im feucht-fröhlichen Endstadium noch einmal mächtig aufmischen würde.

Nun ist derlei im Klassikbetrieb nicht vorgesehen, und so blieb das Publikum im Arp-Museum, umgeben von Werken von Karl Otto Götz, still sitzen, während Gili Schwarzman, (Flöte), Romain Guyot (Klarinette), Chezy Nir (Horn), Guy Braunstein (Violine, zugleich künstlerischer Festivalleiter), Zvi Plesser (Cello) und Ohad Ben Ari (Klavier) eine atemberaubend präzise und mitreißende Darbietung ablieferten, was auch für die übrigen mal überschäumenden, mal verhaltenen Tänze galt.

Von ihrer allerbesten Seite zeigten sich die Musiker (die hier alle zu nennen die Platznot verbietet), die zum mittlerweile 5. Rolandseck-Festival an den Rhein gereist sind. Etwa im eröffnenden Flötenquartett in C-Dur von Mozart, das überaus feinsinnig und mit einem fabelhaften Instinkt für dialogischen Witz dargeboten wurde. Bekanntlich konnte Mozart die Flöte nicht leiden.

Hätte er Gili Schwarzmans faszinierendes Spiel erlebt, hätte er umdenken müssen. Zwar liegt durchweg eine gewisse Anmut über dem Werk, doch enthält es auch eine merkwürdig entrückte Moll-Variation.

Wie der alttestamentarische Kampf zwischen Jakob und dem Engel klingen kann, erlebte man in Darius Milhauds "Les Rêves de Jacob". Die kantige Fuge dauerte zwar nicht eine Nacht wie in der Bibel, fing den verbissenen Clinch aber sehr plastisch, zugleich mit einer leicht distanzierenden Haltung ein.

Jakobs Traum von der Himmelsleiter lässt Milhaud dann passagenweise in einer geheimnisvollen, ätherischen Klangwelt aus Flageoletts und flirrenden Motiven spielen. Ein fulminant spielender Francois Leleux an der Oboe und seine nicht minder grandios auftrumpfenden Mitmusiker boten eine fesselnde Darbietung.

Mit der "Partita da camera" des französischen Komponisten Nicolas Bacri enthielt das Programm auch eine Uraufführung. Ouvertüre, Toccata und Sarabande gemahnen an barocke Vorbilder, enthielten aber auch immer wieder grüblerische Momente. Ähnliches gilt auch für das Scherzo diabolico mit seiner schwirrenden Motivik.

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