Tanz trifft Theater: "Arsen und Spitzenhäubchen"

Die Beueler Brotfabrik präsentiert eine Kriminalkomödie

Bonn. Für den Theaterkritiker Mortimer könnte es kaum schlechter laufen: Gerade mit seiner Jugendliebe Elaine verheiratet, erfährt er, dass seine eigentlich ganz netten Tanten, Abby und Martha, einem mörderischen Hobby frönen.

"Aus Mitleid und Menschenliebe" bringen sie alte einsame Herren zunächst um die Ecke und dann in den Keller. Denn dort hat Teddy, ein weiteres verwirrtes Familienmitglied, nichts Böses ahnend einen kleinen Privatfriedhof eingerichtet. Klar, dass der frisch Vermählte seine Hochzeitsreise erstmal sausen lässt und versucht, die Ordnung in der Sippe wieder herzustellen. Doch damit fängt das Chaos erst so richtig an . . .

Seit ihrer Verfilmung 1944 mit Cary Grant in der Hauptrolle ist die Kriminalkomödie "Arsen und Spitzenhäubchen" der Klassiker ihres Genres. Nun bringt Georg Renard-Divossen mit seiner Truppe "Tanz trifft Theater" die komische und haarsträubende Geschichte auf die Bühne der Beueler Brotfabrik. Dabei orientiert sich die Inszenierung zu weiten Teilen an der berühmten Kino-Vorlage.

Aber ein bisschen was Neues gibt es auch. Zum einen wird nicht nur gespielt, sondern auch getanzt. Und zum anderen hat Renard-Divossen, verantwortlich für Regie und Text, Mortimers gewalttätigen Bruder Jonathan aus dem Skript raus- und die Massenmörder-Schwester Jenny reingeschrieben.

Das stellt Alexandra Leffers-Knoll vor die besondere Herausforderung einer Doppelrolle mit zwei völlig unterschiedlichen Charakteren. Mimt sie doch abwechselnd die zarte Elaine und die fiese sowie entstellte Killerin. Und das nicht nur in den temporeichen Dialogen, sondern auch bei den Tänzen, von denen einige im Laufe der rund 100 Minuten zu sehen sind.

Tanzpartner der zierlichen Leffers-Knoll ist Sofian Labbani, der seinerseits in verschiedene Rollen schlüpft und sich ständig wandeln muss. Der schwarze Humor auf der Bühne treibt zuweilen skurrile choreographische Früchte: So etwa, wenn Jenny und ihr devot-fahriger Komplize, Dr. Einstein, mit einer zweiteiligen Leiche im Schlepptau durch die Kulissen wirbeln.

Bei all der für ein Boulevardstück typischen Bewegung auf der Bühne gelingt es Boris Becker alias Mortimer, seine Figur klar zu profilieren. Der ausgebildete Musical-Darsteller stattet den Theaterkritiker, der stets um Schadensbegrenzung bemüht ist, mit gutmütigem Charme und großer Sorge um seine junge Ehefrau aus.

Doch da es eine Komödie ist, lösen sich alle Probleme - darunter auch die etwa zwölf Leichen im Keller - am Ende spzusagen in Wohlgefallen auf. Dem Premierenpublikum gefiel, was es sah. Neben Szenenapplaus für die Tänzer gab es auch bei der Schlussverbeugung reichlich Annerkennung fürs ganze Ensemble und den Regisseur.

Weitere Aufführungen: 19., 20. und 21. Oktober in der Brotfabrik. Karten unter der Telefonnummer: (02 28) 42 13 10.

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