Philharmonie Bonn Tanz- und Musik-Performance: Verlockungen des Akkordeons

BONN · Erst hört man nur die Töne. Eine muntere, frische Musette-Melodie, die von den oberen Rängen herabsprudelt. Dann sieht man auch den Mann.

 Virtuos: Minna Tervamäki und Kimmo Pohjonen.

Virtuos: Minna Tervamäki und Kimmo Pohjonen.

Foto: Thomas Brill

Kimmo Pohjonen, 49 Jahre alt, Akkordeon-Virtuose und Komponist aus Finnland. Eine drahtige Erscheinung. Unter der Weste bauscht sich ein plissierter Rock, bodenlang, mit schwarzen Paspeln. Die Gewandung erinnert an den Balg des Akkordeons, das Pohjonen umgeschnallt hat.

Dann geht das Licht aus. Nebel wallt auf, ein Gewitter kündigt sich an, hinter dem weißen Vorhang erwacht ein Schattenwesen zum Leben: Minna Tervamäki, Tänzerin und Choreografin, Finnlands berühmteste Ballerina.

Angekündigt war ein Multimedia-Projekt mit dem Titel "Bright Shadow" (Heller Schatten), an dem auch noch Tuomas Norvio (Sounddesign) und Antti Kuivalainen (Lichtdesign) beteiligt sind. Eine Deutschlandpremiere, die in 60 Minuten über die Bühne ging. "Bright Shadow" ist ein verstörend-betörender Mix. Die finnischen Schattenspiele faszinieren.

Sie erzählen die Geschichte von zwei Protagonisten, die einander begegnen und einander zu Beginn sehr fremd sind. Tervamäkis Tanz ist ein Hochgenuss.

Absolute Körperbeherrschung, gepaart mit Spannung und Eleganz. Für ihn dagegen ist das Akkordeon zunächst eine Art Schutzwall. Doch das Akkordeon ist es schließlich, das beide zusammen bringt - um endlich den ersehnten Pas de deux zu tanzen. Riesenapplaus und standing ovations.

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