Konzert in Köln The Gaslight Anthem begeistern im E-Werk

Köln · Es war im Januar 2008, als The Gaslight Anthem ihr erstes Konzert in Köln spielten. Draußen lag tiefer Schnee, das kleine Underground war seit Wochen ausverkauft - Karten wurden im Internet für bis zu 100 Euro gehandelt.

 Brian Fallon von The Gaslight Anthem im E-Werk.

Brian Fallon von The Gaslight Anthem im E-Werk.

Foto: Thilo Brill

Nun, fünf Jahre und zwei Alben später ist die Nachfrage nach den Springsteen-Punkern aus New Jersey nochmals derart gestiegen, dass dem ersten Konzert im E-Werk am Donnerstag noch ein zweites am Freitagabend hinzugebucht wurde - beide mit jeweils gut 2000 Zuschauern seit Monaten ebenfalls restlos ausverkauft.

Mit ihrem letzten Album "Handwritten" hat die Band einen Nerv getroffen und sich auch dank viel Radio-Airplay endgültig ein großes Publikum erspielt. Der Titel des Stücks, mit dem die Amerikaner üblicherweise ihre Konzerte eröffnen, hätte also passender kaum sein können: "Great Expectations" - große Erwartungen.

Doch der Song kam erst, als ohnehin schon alle zufrieden waren - im Zugabenblock. Da hatten The Gaslight Anthem nach gut 100 Minuten Spielzeit jedem ihrer vier Studioalben angemessen viel Raum gegeben und das Publikum im ohnehin saunaartigen E-Werk längst zum Schwitzen gebracht.

Aber von vorne: Nach dem bejubelten Solisten Dave Hause war das formidable englische Rock-Duo Blood Red Shoes als Vorband auf die Bühne gestiegen. Mit steigender Klanqualität erhöhte sich auch die Spielfreude.

Dann endlich: Auftritt The Gaslight Anthem. Zu aller Überraschung intoniert Frontman Brian Fallon als Opener mit "Mae" eine waschechte Ballade. Der Song wirkt wie ein feierlicher Prolog zum Rest des Abends, die erste Zeile könnte das Grundsatzprogramm der Band sein: "Stay the same, don't ever change." Denn treu, das beweisen die Fünf auf der Bühne, sind sie sich immer geblieben. Fallon blödelt rum, als wäre es sein erstes Konzert mit den Kumpels im Jugendzentrum und lobt dabei das deutsche Fernsehen: "In Amerika sieht man immer nur Gewalt im TV, aber der Rest wird zensiert. Ihr macht das richtig hier, bei euch kann man Brüste sehen."

Doch neben der ein oder anderen schrägen Bemerkung begeistern The Gaslight Anthem mit präzisem, sauberem Spiel und Klassikern wie "Angry Johnny and the Radio", berühren mit "Here's looking at you Kid" und spazieren mit Verve durch eine Setlist voller Highlights. Fallon beherrscht es, dem Publikum in der einen Minute noch Tränen in die Augen zu singen, um dann in der nächsten wieder den knallharten Rock-Macho raushängen zu lassen, wie in "Too much blood".

Es sind vor allem die Songs des Hit-Albums "Handwritten", die beim Publikum zünden. Die Früchte ihres Erfolgs ernten The Gaslight Anthem in Form von ungezählten Armen in der Luft. Man merkt den 2000 Fans jedoch an, dass nicht viele schon 2008 im punkigen Underground dabei waren, die älteren Songs hören die meisten anscheinend zum ersten Mal. Bejubelt werden aber auch die - und das ohne dafür 100 Euro hingelegt zu haben.

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