The National im Kölner Tanzbrunnen

Köln · Vielleicht war es die milde Abendsonne auf der Bühne des Tanzbrunnens, vielleicht war es das gut gelaunte Kölner Publikum - auf jeden Fall wirkte The Nationals Leadsänger Matt Berninger am Mittwoch im besten Sinne aufgeräumt.

Dem Meister des Weltschmerzes gelang es bei seinem Auftritt, die sonst so melancholischen Klänge der Indie-Rockbank aus den USA in pure Dynamik zu verwandeln, ohne dabei deren Zauber zu mindern.

Bei den ersten Titeln "Start a War" and "Don't Swallow the Cap" wandert Berninger - wie immer im etwas spack sitzenden Anzug mit Hemd und Weste - noch in sich versunken auf der Bühne hin und her. Doch spätestens The Nationals Hit "Bloodbuzz Ohio" setzt sich der Frontmann zur Freude des Publikums in Bewegung. Berninger schreit, haut auf sein Mikrofon und lässt die eine oder andere Weinflasche auf die Bühne fallen - der einzigartigen musikalischen Mischung seiner Band aus tiefgründigen Balladen und wütendem Rock tut das keinen Abbruch - vor allem dank Berningers einprägsamen Baritons.

Bei den Zugaben fühlt sich The National endgültig in Köln heimisch: Zu "Mr. November" startet Berninger seinen traditionellen Rundgang durchs Konzertpublikum - den Albtraum aller Kabelträger. Singend kämpft er sich durch die begeisterten Fans.

Doch auch beim Bad in der Menge bleibt Berninger das, was er am liebsten besingt: ein scheuer Einzelgänger, einsam und unverstanden. Mit Blick zu Boden ignoriert er stoisch Fotohandys und grüßende Hände. Schwermut verpflichtet. "Oh my god, it's still daytime" stöhnt der Sänger mit Blick in den Sommerabendhimmel. Normalerweise verlasse er nur in der Dunkelheit das Haus.

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