Der Spielplan der Oper Bonn für die kommende Saison Theater für Neugierige
Bonn · In der Oper gibt es zahlreiche Werke zu entdecken, die lange nicht auf den Spielplänen der Opernhäuser standen. Die Verantwortlichen setzen auf ein interessiertes Publikum. Und das wird sicher nicht enttäuscht.
Von den fünf weltweit meistgespielten Opernkomponisten findet man auf der Premierenliste der kommenden Bonner Spielzeit lediglich einen: Giuseppe Verdi, dessen „Maskenball“ in der Regie von David Pountney und unter der musikalischen Leitung von Will Humburg im Dezember Premiere haben wird. Das bedeutet: Statt Starkomponist Giacomo Puccini kommen dessen Konkurrenten Alberto Franchetti („Asrael“) und Umberto Giordano („Sibirien“) zu Wort. „In der Oper begeben wir uns mit dem Publikum auf eine gemeinsame Entdeckungsreise“, kündigte Generalintendant Bernhard Helmich an.
Helmich, der das Programm am Donnerstagnachmittag im Opernhaus vorstellte, denkt nicht, dass man das Publikum nur mit „Zauberflöte“ und Co. gewinnen kann. „Wenn Sie mich nach neun Jahren in Bonn fragen würden, was der größte Publikumserfolg war, dann wäre die korrekte Antwort: die deutsche Erstaufführung von Verdis ‚Jerusalem‘.“
Die Leute kehren zurück
Tatsächlich fürchten viele Theater und Opernhäuser wegen der Corona-Krise das Ausbleiben des Publikums. In Bonn habe man nach einem Durchhänger im Februar und März aber die Erfahrung gemacht, dass die Leute zurückkommen. Selbst ein völlig unbekanntes Stück wie Giacomo Meyerbeers „Ein Feldlager in Schlesien“ sei sehr gut besucht, wusste Helmich zu berichten.
Das „Feldlager“ ist Teil der vom Land unterstützten Reihe „Fokus 33“, die den Ursachen vom Bleiben und Verschwinden von Werken der Opernliteratur auf den Grund gehen will. Insgesamt drei der acht Premieren tragen dieses Label auch in der kommenden Spielzeit. Das beginnt gleich zum Saisonstart am 11. September mit „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Ein verfemtes Stück, das jedoch nach 1945 wieder auf deutschen Bühnen heimisch wurde. Helmich verwies auf die Aktualität, die das kapitalismuskritische Bühnenwerk heute wieder erlangt habe. Ein perfekter Stoff für „Fidelio“-Regisseur Volker Lösch, der erneut aktuelle Bezüge einfließen lassen und mit Video-Einspielungen und Zeitzeugen arbeiten wird. Dirigent ist Dirk Kaftan (er konnte nicht zur Präsentation kommen, weil sein in Graz gestartetes Flugzeug, wie Helmich berichtete, wegen einer Panne umkehren musste).
„Fokus 33“ geht weiter
Ein weiteres „Fokus 33“-Stück ist „Asrael“ von dem einst hoffnungsvollen italienischen Komponisten Alberto Franchetti (1860-1942), der als Jude nach 1933 in Deutschland nicht mehr gespielt werden durfte und auch im faschistischen Italien unter Druck stand. Die Bonner Aufführung des 1888 uraufgeführten Werks wird die erste nach 1945 sein. Es inszeniert Christopher Alden. Zum Saisonausklang kommt als Nummer drei der Reihe Franz Schrekers „Der singende Teufel“ in der Regie von Julia Burbach und mit Kaftan am Pult zum Einsatz. Mit dem „Teufel“ aus dem Jahr 1928 knüpft die Oper zugleich an eine länger pausierte Schreker-Tradition im Hause an.
Im Januar erfolgt noch die bislang nur gestreamte Produktion von Georg Friedrich Händels „Agrippina“ in der wunderbaren Regie von Leo Muscato. Es dirigiert Rubén Dubrovsky. Mit Franz Léhárs „Die lustige Witwe“ will die Oper an den Erfolg der „Fledermaus“ anknüpfen.
Die Familienoper der Saison wurde von Rose Bartmer angekündigt. Die Musiktheaterpädagogin wird ab September Direktorin für Vermittlung, Diversität und Transformation. Sie stellte Avner Dormans Oper „Die Kinder des Sultans“ vor, die im März im Rahmen der Kooperations-Reihe „Junge Opern Rhein-Ruhr“ in Dortmund uraufgeführt wurde. In Bonn hat sie am 13. November Premiere.
Der Abo-Verkauf startet an diesem Freitag, der reguläre Vorverkauf beginnt am 20. Mai. Alle Infos unter www.theater-bonn.de.