Haus der Springmaus Thomas Reis ist eine Klasse für sich

Endenich · "Mein Kulturpessimismus hat resigniert", sagt Thomas Reis zu Beginn des denkwürdigen Abends. Ein geschliffenes Beispiel für doppelte Negation? Dann sind dem Mann Flügel gewachsen und um die Künste ist ihm nicht bang. Oder ist es doch potenzierte Desillusionierung?

Dann sieht's aber wirklich übel aus. Doch wozu sinnieren? Reis ist eh nicht zu fassen. Er ist eine Klasse für sich, ein leuchtender Solitär im deutschen Kabarett. Sagen wir es klar und deutlich: Er ist der Beste.

Das unterstreicht Reis mit der Bonn-Premiere seines neuen Soloprogramms "Und sie erregt mich doch!" im Haus der Springmaus. Unnachahmlich, mit welcher Schärfe, Dichte, Rasanz, Energie und Wortgewalt Thomas Reis den Theatersaal beherrscht. Kein einziges Füllwort, keine zufällige Formulierung, keine Vorhersehbarkeit, keine Scheu vor den viel beschworenen Tabus. Atemberaubende Gedankenketten. Nicht selten höchst unbequem, aber das muss gutes Kabarett ja auch sein - und wir reden hier von brillantem Kabarett.

"Kinder werden ja gern mit Ritalin verdünnt", spinnt Reis den Wodka-Red-Bull-Faden weiter. "Dann sind die nicht mehr konzentriert, sondern unkonzentriert. Ritalin bringt Ihr Kind in Form! Dann haben Sie aber kein Kind mehr, sondern nur noch Formfleisch." Von dem Punkt aus ist es nicht allzu weit zum elektrischen Stuhl in den USA. Ausgerechnet dort sei nun auch ein Energiebewusstsein angekommen: "Die haben jetzt die elektrische Sitzecke. Synergie-Effekte nutzen."

Über den Häftlingsfüße küssenden neuen Papst sagt Reis: "Das macht er gern. Der Mörder, dem er davor die Füße geleckt hat, war Juan Perón. Verglichen mit Bergoglio war Ratzinger ja 'ne rote Socke." Er sei nicht religiös, unterstreicht Reis, "aber trotzdem intolerant".

Thomas Reis gastiert mit seinem neuen Programm am 14. Juni im Pantheon. Karten in den Ticketshops der GA-Zweigstellen oder unter Tel. 0228/212521

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