Telekom Beethoven Competition Thomas Wypior überzeugt beim Auftakt der zweiten Runde

BONN · Zum Auftakt der zweiten Runde der Telekom Competition bewies Thomas Wypior Nerven. Er ließ sich auch durch ein ständig wiederkehrendes dumpfes Stampfen, das in markerschütternder Weise durch die Zentrale der Telekom hallte, nicht aus dem Konzept bringen und setzte seinen Vortrag auf dem hohen Niveau der ersten Runde fort.

Am Ende schien sogar Jury-Vorsitzender Pavel Gililov beeindruckt. "Schön, dass solche von Anfang an dabei sind", sagte er, als er auf die Wahl des Publikums-Favoriten hinwies. Man glaubte es gerne, denn die musikalische Integrität, die Wypior an den Tag legte, ließ auf eine gereifte Musikerpersönlichkeit schließen, der man einen Sieg durchaus zutrauen könnte.

Mit Beethovens Es-Dur Sonate aus op. 27 eröffnete Wypior. Nicht nur hier war es bemerkenswert, wie viele Schattierungen sein Pianissimo aufwies, auch zahlreiche weitere Details verrieten, dass der Interpret sich ein ausgefeiltes Konzept erarbeitet hatte, das er nicht minder reflektiert umsetzte.

Schlichte Vorhalte etwa wurden zu dramaturgisch auf die Millisekunde genau abgestimmten Ereignissen, Phrasierungen mit einem zielsicheren Gespür für den großen Bogen ausgeführt und artikulatorische Finessen systematisch umgesetzt. Eine große Leistung, die Wypior mit Robert Schumanns Davidsbündlertänzen und einer ebenso souverän wie humorvoll heruntergedonnerten Ungarischen Rhapsodie Nr. 2 von Franz Liszt durchweg bestätigte.

Technisch brillant, musikalisch aber nüchterner zeigte sich anschließend Georgy Tchaidze aus Russland. Auch er beherrschte seine Kunst makellos, die unglaubliche Gefühlstiefe und ganz natürlich anmutende Reife seines Vorgängers schien er aber nicht zu haben. Sein Stil war durchweg zupackender, hatte mehr Biss, wirkte weniger ausgeschwurbelt als vielmehr zielorientiert und direkt.

Auch das war freilich höchst virtuos, wie Tchaidze mit Beethovens As-Dur Sonate op. 26 bewies. Die "Variations sérieuses" von Felix Mendelsohn Bartholdy absolvierte er tadellos und spielte Schumanns aufwühlende f-Moll Sonate op. 14 mit bravouröser Brillanz und tiefem Ernst, wie nicht zuletzt der düster-verhangene Schluss des dritten Satzes zeigte.

Dritter im Bunde gestern Vormittag der Lette Andrejs Osokins, der im Finale von Beethovens f-Moll Sonate op. 57, der sogenannten "Appassionata" ein irrwitziges Tempo anschlug. Liszt schien ihm da näher, wie er im Liebestraum Nr. 3 und vor allem in der fulminanten Interpretation der h-Moll Sonate offenbarte.

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