Kabarett Tobias Mann kommt gleich zweimal ins Pantheon

BONN · Gitarre, Klavier und loses Mundwerk: Mit seinem neuen Programm "Verrückt in die Zukunft" gastiert Tobias Mann, am Freitag, 1. November, im Pantheon. Am 25. November moderiert er dort das Pantheon-Kabarettfest. Mit dem Prix-Pantheon-Preisträger sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Schon im Alter von zwölf Jahren stand Tobias Mann (37) auf der Bühne: wie es sich für einen Mainzer gehört, bei einer Fastnachtssitzung. Ab 1998 war er mit der A-cappella-Band "Aca&Pella" erfolgreich. Inzwischen hat der Diplom-Kaufmann, Moderator und Buchautor bundesweit sämtliche Kabarettbühnen und TV-Satiresendungen erobert und den Deutschen Kleinkunstpreis, den Hamburger Comedy Pokal und den Prix Pantheon erhalten.

Schon im Alter von zwölf Jahren stand Tobias Mann (37) auf der Bühne: wie es sich für einen Mainzer gehört, bei einer Fastnachtssitzung. Ab 1998 war er mit der A-cappella-Band "Aca&Pella" erfolgreich. Inzwischen hat der Diplom-Kaufmann, Moderator und Buchautor bundesweit sämtliche Kabarettbühnen und TV-Satiresendungen erobert und den Deutschen Kleinkunstpreis, den Hamburger Comedy Pokal und den Prix Pantheon erhalten.

Deutschland nach der Wahl ist für Sie "Deutschland einig' Muttiland"?
Tobias Mann: In der Tat. Angela Merkel ist inzwischen wie eine Zigarette. Du weißt, sie ist nicht gut für dich, aber sie beruhigt. Da standen wieder alle vor den Wahllokalen, haben quasi die Kippe durchgezogen und kriegen jetzt alle Wählerkatarrh. Ich habe in den letzten Jahren so viel gegen sie gewettert, es bringt nichts. Kabarett gegen Angela Merkel, da kann man auch versuchen, 'ne brennende Bohrinsel auszupinkeln.

Aber die Themen gehen Ihnen trotzdem nicht aus: Da gibt es zum Beispiel, ich zitiere Sie, "Horst, die Maut, Seehofer"...
Mann: Oh ja. Wenn man bei dem meint, es wird uninteressant, kommt er schon wieder um die Ecke. Er weiß immer, wenn er was sagen muss. Machen tut er ja meist nichts. Er ist für mich der König der euphemistischen Begriffe. Die Maut für Ausländer war sein großer Verkaufsschlager, obwohl europarechtlich ja überhaupt nicht möglich. Das ist genauso seriös wie: "Wir schmeißen die Griechen aus dem Euro." Geht doch gar nicht. Ich glaube, demnächst heißt in Bayern Bestechung dann monetäre Entscheidungsbeschleunigung.

Wie schlägt sich das in Ihrem Programm nieder? Ist der neue Tobias Mann eigentlich politisch noch bissiger geworden?
Mann: Ach, das weiß ich nicht. Ich rede auf der Bühne über Dinge, die mich persönlich ärgern. Und das sind halt in letzter Zeit viele politische Sachen. Ich thematisiere, was gerade für mich ein brennendes Thema ist.

Das kann dann durchaus auch die verantwortungsvolle Erziehung für Ihren vierjährigen Sohn sein?
Mann: Richtig. Wir Eltern müssen heutzutage ja die Unzulänglichkeiten des Bildungssystems ausgleichen. Manche Gymnasiasten kommen heute doch im Geschichtsunterricht nur bis zum Ersten Weltkrieg. Und wenn man denen erzählt: "Es gab 'ne Wiedervereinigung", dann fragen die überrascht: "Was, Elsass-Lothringen gehört heute wieder zu Deutschland?" Da müssen wir Eltern übernehmen und ihnen eine umfassende politische und moralische Bildung mit auf den Weg geben. Damit wenigstens die Kinder die Welt in die richtige Richtung drehen. Das hat meine Generation - also diejenigen Anfang 20, Ende 30 - ja irgendwie verpasst.

Sie posten und twittern wie verrückt. Und schauen entsprechend auch in die Geschichte. Jesus auf Facebook: Wie liefe die Story heute?
Mann: Ich finde die Idee spannend, wenn die Bibelauslegung von Twitter Schützenhilfe bekommen würde. Also wenn es damals schon so was wie Bibel-VZ gegeben hätte, wo man dann so Anfragen gekriegt hätte wie: "Judas möchte dein Freund werden." Das hätte man sich tatsächlich überlegen müssen. Oder der Jünger Old-Jakobus hätte getwittert: "Eben hat er Wasser zu Wein gemacht, leider sehr lieblich. Das gibt 'nen dicken Kopf". Oder: "Haben Brot für 5000. Geiles Catering. Aber wo ist die Wurst?"

Sie sagen: Auch die Weltgeschichte hätte mit Twitter anders laufen können?
Mann: Ja, auch die jüngere Geschichte. Wenn User Walter Ulbricht getwittert hätte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" und User Zoni61 hätte geantwortet: "Ach, und das vor meinem Fenster wird 'ne Datsche oder was?"

Ihr neues Programm heißt: "Verrückt in die Zukunft". Wir brauchen offensichtlich heutzutage noch mehr Bekloppte?
Mann: Ja, davon bin ich fest überzeugt. Wir lehnen ja das Bekloppte eher ab. Wir wollen die Normalität, die Kontinuität, für die auch Merkel steht. Deshalb konnte ja auch Steinbrück nicht punkten. Weil man bei dem ja immer gespürt hat: Der Mittelfinger in ihm brodelt. Ich frage mich halt, wo unsere Gesellschaft wäre, wenn wir schon immer alles Bekloppte unterdrückt hätten. Beispielsweise Otto Lilienthal, der Pionier der Luftfahrt. Wenn dem seine Frau immer gesagt hätte, "He, Otto, komm da obe runner, schneid' mal lieber die Hecken, was sollen die Nachbarn denken?", wo wären wir da heute?

Und was macht eigentlich Ihre Doktorarbeit in Betriebswirtschaft?
Mann: Och, die liegt auf Eis. Das ist aber ein Projekt, das ich irgendwann noch mal angehen werde, wenn ich tatsächlich wieder Zeit dazu habe. Weil ich entgegen einem allgemeinen Trend die Doktorarbeit auch gerne selber schreiben würde.

Zum Schluss: Ein Mainzer und das Bonner Publikum, wie kommen die miteinander klar?
Mann: Super.

Wir Bonner sind also nicht der von Ihnen gescholtene Hunsrück?
Mann (lacht): Nein, nein, obwohl es auch im Hunsrück durchaus nette Leute gibt. Nein, aber Mainz und Bonn, das funktioniert wunderbar. Ich darf ja am 25. November auch für den WDR das Kabarettfest im Pantheon moderieren. Ich habe das Bonner Publikum richtig lieben gelernt. Insofern ist es für mich schon fast wie Nachhause-Kommen.

Information

Karten für den 1. November (Tobias Mann, "Verrückt in die Zukunft": 20 Euro) und den 25. November (Kabarettfest im Pantheon: 17 Euro), jeweils ab 20 Uhr im Pantheon, Bundeskanzlerplatz 2, gibt es bei Bonnticket und in den GA-Zweigstellen.

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