"Durch den Wind und wieder zurück" Tobias Mann überzeugt im Pantheon

Wie ein Kugelblitz erscheint Tobias Mann auf der Bühne im Pantheon. "Ich werde heute Abend mein Innerstes nach außen kehren - und ich kann Ihnen sagen, das ist kein schöner Anblick." Das klingt auf Anhieb glaubhaft. Manns aktuelles, drittes Programm "Durch den Wind und wieder zurück" ist hingegen ein kabarettistischer Hochgenuss.

Mann spinnt den roten Faden um Wahnsinn, das vergebliche Ringen um den Verstand, das totale Durchdrehen. Er macht das mit fast schon beängstigend hoher Energie und geradezu überschäumender Spiellaune. Grund genug zum Überschnappen gibt es dieser Tage ja zuhauf: etwa den Bambi für Integration an Bushido. "Der würde doch selbst Bambis tote Mutter beleidigen", sagt Mann.

Oder den "braunen Terror", jahrzehntelang nicht wahrgenommen, trotz intensiver V-Mann-Politik des Verfassungsschutzes. "Es gab Zeiten, da hat sich der Verfassungsschutz jede Menge braune Würstchen im eigenen Darm herangezüchtet", bedient sich der Mainzer Kabarettist einer nicht unpassenden Metapher aus dem Fleischerhandwerk.

Seine atemlosen, brillant deklamierten Spitzen und Verknüpfungen lockert Mann mit musikalischen Einlagen auf: Mit seiner Gitarre intoniert er den Titelsong "Durch den Wind", am Klavier bringt er das Lied "Früher war heute noch besser" zu Gehör. Auch herrlich absurde Exkursionen über den Syrischen Goldhamster, Deutschlands meistverbreitetes Heimtier, in Wahrheit "zutiefst böse" und "systematisch radikalisiert", münden in grandios spinnerte, paranoide Wortkaskaden.

Und wer kürzlich den wieder einmal extrem selbstgefälligen Auftritt Guttenbergs in Halifax gesehen hat, erinnere sich an Manns Worte: "Für 'nen Rücktritt brauchst du Rückgrat. Und Guttenberg ist ja nicht zurückgetreten, sondern dreistufig zurückgeruckelt." Tobias Mann katapultiert sich an die Spitze. Umwerfend.

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