Träume unterm Weihnachtsbaum

Das russisches Nationalballett gastiert mit Peter Tschaikowskys "Nussknacker" in der Oper Bonn.

In Russland hat der klassische Spitzentanz seine kulturelle Heimat, beliebt aber ist er nahezu überall. Deshalb tanzen die Kompagnien aus Osteuropa im Westen meist vor ausverkauften Häusern. Zur Weihnachtszeit ist es dann vor allem Peter Tschaikowskys Handlungsballett "Der Nussknacker", das die Menschen - wie jetzt in Bonn beim Gastspiel des Russischen Nationalballetts - in die Theater strömen lässt.

Es ist die Mischung aus der märchenhaften Weihnachtsgeschichte, die auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung "Nussknacker und Mausekönig" zurückgeht, der traumhaft schönen Musik Peter Tschaikowskys und der schwerelosen Eleganz des klassischen Tanzes, die den Reiz dieses Klassikers ausmachen. Hinzu kommen die bunten Kostüme und Bühnenbilder, die in der Gastspiel-Inszenierung den Charme längst vergangener Zeiten atmen.

Die Tänzer bewegen sich zwischen liebevoll gemalten Bühnenprospekten, die dem Salon der Familie Stahlbaum eine gewisse Noblesse verleiht und dem Zauberwald eine putzige Künstlichkeit. Wenn Klara (Olga Grigorieva) und der Prinz (Vadym Lolenko) in hinreißender Anmut und Elegenaz ihren Pas des deux tanzen ist das ein Fest fürs Auge. Schade nur, dass die für Produktion der Schneeflöckchen installierte Maschine ihre Arbeit nur extrem lautstark verrichtete. Dass die Musik dazu von Band kam, war ebenfalls bedauerlich, ein mitreisendes Orchester lässt sich aber kaum finanzieren.

Die Geschichte der kleinen Klara, die sich in der Weihnachtsnacht in einer seltsamen Traumwelt mit bösem Mausekönig, gutherzigem Nussknacker und jungem Prinzen verliert, wird in wunderschön choreografierten Bildern erzählt, die das Corps de Ballet auf hohem Niveau tanzt. Die Leichtigkeit, mit der vor allem die Solisten die kompliziertesten Schritte, Sprünge und Hebungen bewältigen, ist bemerkenswert.

Das gilt nicht nur für den Pas des deux Klaras und des Prinzen, sondern auch für die Tanzeinlagen beim Fest auf der Zuckerburg. Albina Usmanova begeisterte mit der Biegsamkeit ihres Körpers beim orientalischen Tanz, Tatiana Korneva und Khasan Usmanov, der auch der künstlerische Leiter des Ensembles ist, tanzten den chinesischen Beitrag mit Witz und kraftvoller Virtuosität.

Nikita Elikarov verlieh der Figur des Mausekönigs mit endlos langen Beinen und linkischen Bewegungen etwas Unheimliches, und dem Protagonisten des spanischen Tanzes anschließend männlichen Stolz. Das begeistert aufgenommene Gastspiel scheint zu bestätigen, dass Tschaikowskys "Nussknacker" zu den unverzichtbaren Zutaten einer gelungenen Weihnachtszeit gehört.

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