Traumschatten im Land des Durstes und der Angst

Soler-Uraufführung im Kammermusiksaal in Bonn

Bonn. Die Reihe "Musik-Dialoge" des Kammermusiksaals hat sich dem Thema produktive Rezeption verschrieben und kam natürlich auch beim Gastspiel des Klavierduos Begoña Uriarte und Karl-Hermann Mrongovius um Beethoven als graue Eminenz der Bonngasse nicht herum.

Variationen für zwei Klaviere standen auf dem Programm, das neben Saint-Saëns, Brahms und Lutoslawski mit Soler und Marco Zeitgenössisches aus Spanien im Köcher hatte, darunter eine veritable Uraufführung.

Der Katalane Josep Soler (Jahrgang 1935) hatte das Duo 1996 im Beethoven-Haus gehört, und sich entschlossen, für die Musiker ein Stück zu schreiben, das zudem im Kammermusiksaal uraufgeführt werden sollte.

Gelegenheit hierzu bot sich erst jetzt, und so konnten die Variationen über ein Thema aus Beethovens Streichquartett op. 133, der "Großen Fuge", nach fünf Jahren endlich aus der Taufe gehoben werden. In "Au pays de la soif et de la peur . . ." (Im Land des Durstes und der Angst), einer Reihe von Traumsegmenten, bleibt Beethoven seltsam schattenhaft.

Eine wehmütig fragende, postwagnerianisch dekadente Amfortas-Chromatik deckt die Bezüge zu op. 133 beinahe gänzlich ab, wobei selbst bei schnellem Fortissimo-Staccato ein Rest von Sanftheit im Duktus nie ganz verloren geht. Mag sein, dass Soler in Beethoven den "Deutschen" Beitrag zur Wiener Klassik unterstreichen wollte.

Hochvirtuoses zum Abschluss: Das von Lutoslawski 1941 verfertigte Arrangement der Paganini-Variationen.

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